US-Konjunktur

Warnsignale für die US-Wirtschaft mehren sich

Schrumpfende Industrieproduktion und sinkende Verkaufserlöse im Einzelhandel könnten Vorbote eines Konjunktureinbruchs in den USA sein.

Warnsignale für die US-Wirtschaft mehren sich

Beunruhigende Signale
für die US-Wirtschaft

Einzelhandel und Industrie lassen Federn – Einfuhrpreise stabil

det Washington

Die andauernde Verunsicherung unter US-Verbrauchern hat im Mai zu einem unerwartet deutlichen Einbruch im Einzelhandel geführt. Gepaart mit dem Rückgang der Industrieproduktion und der Stabilität bei den Einfuhrpreisen liefern die jüngsten Daten der Fed ein weiteres Argument, um sich in verstärktem Maße der Vollbeschäftigung zu widmen.

Wie das Handelsministerium berichtete, gaben die saisonbereinigten Umsätze gegenüber dem Vormonat um 0,9% nach. Erwartet hatten Bankvolkswirte nach einem Plus von 0,1% im April nun einen Rückgang um 0,6%. Ohne Autos und Autoteile sanken die Verkaufserlöse um 0,3%. „Im Vorgriff auf die Einfuhrzölle haben Verbraucher im März Neuwagen gekauft und sind im Mai den Autohändlern ferngeblieben“, erklärt Heather Long, Chefökonomin bei der Navy Federal Credit Union. Weniger als im Vormonat setzten auch der Lebensmittelhandel und Tankstellen um.

Industrieproduktion schrumpft

Der Entwicklung im Einzelhandel kommt aus gesamtwirtschaftlicher Sicht Bedeutung zu, weil der Privatkonsum in den USA 69% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) ausmacht. Auf eine Abschwächung deutet auch der Rückgang der Industrieproduktion hin, den die US-Notenbank meldete. Laut Fed schrumpfte die Fertigung im Mai auf Monatssicht um 0,2%. Ökonomen hatten ein Plus von 0,1% vorausgesagt. Der Bergbau verzeichnete eine Zunahme um 0,1%. Bei Versorgungsunternehmen stellte die Notenbank einen Einbruch um 2,9% fest. 

Während die Fed die Zurückhaltung seitens der Verbraucher und den Produktionsrückgang in der Industrie als Zeichen von Konjunkturschwäche deuten wird, dürfte die weiter nachlassende Teuerung für Erleichterung bei den Notenbankern sorgen. Das Bureau of Labor Statistics (BLS) des Arbeitsministeriums meldete für Mai nämlich unveränderte Einfuhrpreise. Auf Jahressicht verteuerten sich Importe nur um 0,2%. Positiv wirkten sich aus Sicht der Verbraucher insbesondere die Treibstoffpreise aus, die gegenüber dem Vormonat um 4,0% nachgaben. Das ist der stärkste Rückgang seit September 2024.

Zölle halten Fed in Schach

Obwohl mehrere Daten scheinbar dafür sprechen, dass die Notenbank eine Zinssenkung erwägen sollte, um der Konjunktur frischen Schwung zu verleihen, werden die Währungshüter am Mittwoch ihre Zinspause fortsetzen. Grund dafür ist die hohe Unsicherheit über die inflationären Folgen der Zölle. Im März hatte der Offenmarktausschuss (FOMC) für das laufende Jahr kumulative Zinssenkungen von 50 Basispunkten vorausgesagt. Am Mittwochabend wird das FOMC aktualisierte Konjunktur- und Zinsprognosen veröffentlichen.

Unterdessen könnte das Haushalts- und Steuergesetz von US-Präsident Donald Trump vor neuen Hürden stehen. Der Finanzausschuss des Senats will nämlich einige von Trumps Steuererleichterungen streichen. Die vom Repräsentantenhaus gebilligten Abzüge von 40.000 Dollar für Steuerzahlungen auf Ebene der Staaten und Gemeinden will die obere Kongresskammer auf 10.000 Dollar senken. Auch verlangen Republikaner im Senat tiefere Einschnitte bei der gesetzlichen Krankenversicherung Medicaid. Trump dringt darauf, das sein „big beautiful bill“ bis zum 4. Juli verabschiedet wird.

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