EZB-Inflationsziel

Weidmann lobt Klarheit des Inflationsziels

Bundesbankpräsident Jens Weidmann hat in einer Stellungnahme zur neuen EZB-Strategie hervorgehoben, dass weder niedrigere noch höhere Raten angestrebt würden.

Weidmann lobt Klarheit des Inflationsziels

fed/Reuters Frankfurt

Bundesbankpräsident Jens Weidmann hat in einer Stellungnahme zur am Donnerstag vorgestellten neuen Strategie der Europäischen Zentralbank (EZB) hervorgehoben, dass „eine Inflationsrate von 2% in der mittleren Frist als Ziel klar und leicht zu verstehen“ sei. Die neue Strategie werde der Geldpolitik helfen, Preisstabilität zu sichern. „Wir streben weder niedrigere noch höhere Raten an“, erklärte Weidmann und ergänzte: „Das war mir wichtig.“

Der Bundesbankchef erläuterte, dass es „vorübergehend“ zu Abweichungen vom Ziel „in die eine oder andere Richtung“ kommen könne. „Aber wir machen unsere Geldpolitik nicht von Zielverfehlungen in der Vergangenheit abhängig“, trat Weidmann Spekulationen entgegen.

Protokoll der Juni-Sitzung

Für die Frage, ob die Europäische Zentralbank auf Basis ihrer neuen Strategie künftig rascher oder langsamer auf Inflationsraten von mehr als 2% reagieren werde, lieferte die Veröffentlichung des EZB-Protokolls neuen Stoff für Einschätzungen der ECB-Watcher. „Dem Protokoll zufolge scheint die Kluft zwischen Falken und Tauben, die zuletzt Mitte 2019 zu beobachten war, wieder da zu sein“, erklärte Volkswirt Carsten Brzeski von der ING. Brzeski wies zugleich darauf hin, dass „einige EZB-Mitglieder für eine geringfügige Reduzierung der Anleihekäufe plädieren“.

Im Protokoll der Zinssitzung am 10. Juni wird auf günstigere Wachstums- und Inflationsaussichten hingewiesen. Unter anderem wurde seinerzeit argumentiert, um das Ausmaß an geldpolitischer Unterstützung gleich zu halten, könnten die Anleihenkäufe leicht zurückgefahren werden. Der sich aufhellende Ausblick solle sich im Kauftempo widerspiegeln.

Letztendlich hatten sich die Notenbanker des Euro-Währungsgebiets im Juni allerdings darauf verständigt, trotz der sich abschwächenden Pandemie und gestiegener Inflationszahlen am bisherigen Kurs festzuhalten. Sie beschlossen, dass die Anleihenkäufe des billionenschweren Krisen-Programms PEPP auch im dritten Quartal deutlich umfangreicher ausfallen sollen als zum Jahresstart.

Wie aus dem Juni-Protokoll hervorgeht, wurden die Finanzierungsbedingungen als zu fragil eingestuft. Das Kauftempo könne daher nicht verringert werden, ohne einen ungeordneten Anstieg der Renditen zu riskieren. „Es wurde betont, dass die Erholung sich in einer frühen Phase befindet und ihr Robustheit fehlt, da sie stark abhängig ist von geldpolitischer Unterstützung“, heißt es im Protokoll in der Zusammenfassung der Sitzung. Das nächste Treffen des EZB-Rats findet am 22. Juli statt.