WERTBERICHTIGT

Weidmann zückt Medien-Bazooka

Börsen-Zeitung, 14.9.2019 Die Frage, ob die Eurozone auseinanderbricht, ist ja in den Hintergrund gerückt. Jetzt stellt sich aber die Frage, ob der EZB-Rat, in dem auch die 19 Präsidenten der nationalen Notenbanken Sitz und Stimme haben,...

Weidmann zückt Medien-Bazooka

Die Frage, ob die Eurozone auseinanderbricht, ist ja in den Hintergrund gerückt. Jetzt stellt sich aber die Frage, ob der EZB-Rat, in dem auch die 19 Präsidenten der nationalen Notenbanken Sitz und Stimme haben, auseinanderbricht. Natürlich ist das eine rhetorische Frage. Der Umstand aber, dass gleich mehrere Notenbankpräsidenten am Tag nach der Sitzung öffentlich Kritik am EZB-Maßnahmenbündel äußern, ist gleichwohl bemerkenswert. So “breit”, wie der scheidende EZB-Präsident Mario Draghi Glauben machen wollte, war die Mehrheit für die Senkung des Einlagensatzes und insbesondere die Wiederaufnahme des Anleihenkaufprogramms dann wohl doch nicht. Dass Bundesbankpräsident Jens Weidmann gleich ein Interview in einem Boulevardblatt wählte, um Draghis Kurs zu kritisieren, ist in der Notenbanker-Sprache dann wohl eine Bazooka. Die designierte Draghi-Nachfolgerin Christine Lagarde ist zwar keine Volkswirtin, gilt aber als gute Kommunikatorin. Sie wird ihre Fähigkeiten brauchen, damit der EZB-Rat in Zukunft zumindest nach außen wieder ein geschlosseneres Bild abgibt.arp