Neuer Bericht

Weltklimarat zeigt Wege gegen Klimawandel auf

Der Weltklimarat mahnt zur Eile, sieht aber nach wie vor Chancen, die Pariser Klimaziele zu erreichen. UN-Generalsekretär Guterres wählt angesichts der Veröffentlichung eines neuen Berichts drastische Worte.

Weltklimarat zeigt Wege gegen Klimawandel auf

ast Frankfurt

Der Weltklimarat mahnt, dass das Pariser Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, ohne massive Einsparungen nicht zu erreichen ist. Am Montag veröffentlichte das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) den dritten und letzten Teil seines sechsten Sachstandsberichts. „Wir sind an einem Scheideweg. Die Entscheidungen, die wir jetzt treffen, können eine lebenswerte Zukunft sichern“, erklärte der IPCC-Vorsitzende Hoesung Lee. UN-Generalsekretär António Guterres mahnte in einem eindringlichen Video-Statement, nicht aufgrund der angespannten Lage wegen der Coronakrise und des Ukraine-Krieges alle bisherigen Errungenschaften in Sachen Klimaschutz über Bord zu werfen.

Der Bericht drängt zur Eile, stellt aber heraus, dass die globalen CO2-Emissionen bis 2030 noch um die Hälfte reduziert werden könnten. „Wir haben die Werkzeuge und das Wissen, um die Erwärmung zu begrenzen“, bekräftigte Lee auch mit Blick auf Technologien, die der Atmosphäre wieder CO2 entziehen. Die Hunderten Experten, die seit Monaten an dem Bericht arbeiteten, untersuchten Maßnahmen, um den CO2-Ausstoß effizient zu verringern.

Es gebe längst effektive gesetzliche Regulierungen und Marktmechanismen, erinnerte Lee. „Wenn diese entsprechend skaliert und breiter angewendet werden, können sie tiefgreifende Einsparungen von Emissionen unterstützen und Innovationen ankurbeln.“ So seien etwa die Kosten für Solar- und Windenergie seit 2010 um bis zu 85% gesunken, was den Ausbau der Erneuerbaren stärke.

Die Experten untersuchten auch, welchen Einfluss es hat, weniger Fleisch zu essen oder sich klimafreundlicher fortzubewegen. Das Ergebnis: Lebensstil und persönliches Verhalten haben einen großen Einfluss. Allerdings brauche es hier die richtigen Politikinstrumente, nicht die Abwälzung der Verantwortung auf den Einzelnen, betonen die IPCC-Autoren. Mit richtigen politischen Leitlinien, neuen Technologien und passender Infrastruktur könne man die Treibhausgas-Emissionen bis 2050 um 40 bis 70% reduzieren, heißt es – „ein erhebliches ungenutztes Potenzial“.

Und der Einzelne zählt doch

Besonders klare Worte fand António Guterres, UN-Generalsekretär. „Es ist ein Dokument der Schande, ein Katalog der leeren Versprechen, die die Weichen klar in Richtung einer unbewohnbaren Erde stellen“, sagte er per Video. Die Strategie, die Nutzung fossiler Brennstoffe auszuweiten, sei „moralischer und wirtschaftlicher Wahnsinn“, polterte der Portugiese. „Viele Unternehmer und Regierungen sagen das eine und machen das andere. Kurz gesagt: Sie lügen!“ Der Bericht zeige, dass die derzeitigen Klimaanstrengungen die CO2-Emissionen nur um 14% verringern würden – und selbst diese mauen Versprechen könnten viele Regierungen nicht erfüllen.

Guterres betonte ebenfalls, dass der Einzelne wohl etwas ausrichten könne. Alle könnten und sollten etwas tun, das sei man der Jugend und der Zivilgesellschaft schuldig. „Fordert, dass erneuerbare Energie eingeführt wird – und zwar schnell und in einem breiten Rahmen!“

„Die Umsetzung eines ehrgeizigen klimapolitischen Pakets für 2030 ist dringender denn je“, mahnte Peter Liese, umweltpolitischer Sprecher der EVP-Fraktion im Europaparlament, angesichts des neuen Klimaberichts. Der Ukraine-Krieg gehe aber nicht spurlos an Europa vorbei: „Kurzfristig müssen wir mehr Kohle und Kernkraft nutzen, die Antwort für die Zukunft das Fit-for-55-Paket.“ Er habe als Berichterstatter für die Reform des EU-Emissionszertifikatehandels bereits negative Emissionen in seinen Berichtsentwurf mit aufgenommen. „Wir müssen jetzt mit der Umsetzung dieser Technologie beginnen“, erklärte Liese. „Es gibt bereits Produkte, etwa Ziegelsteine, die durch aus der Luft abgeschiedenes CO2 hergestellt werden, und wir müssen diese Produkte so schnell wie möglich wettbewerbsfähig machen.“