OECD Migrationsbericht 2025

Weniger Zuwanderung in OECD-Länder

Nach drei Jahren verzeichnet die Industrieländerorganisation OECD erstmals einen Rückgang von dauerhaften Zuwanderern in die OECD-Länder. Das Niveau bleibt aber hoch. Die Migranten haben allerdings seltener Jobs als Einheimische und verdienen weniger, wie der OECD Migrationsbericht 2025 zeigt.

Weniger Zuwanderung in OECD-Länder

Weniger Zuwanderung in OECD

Rückgang um 4 Prozent – Integration in Jobmärkte verbessern

Nach drei Jahren verzeichnet die Industrieländerorganisation OECD erstmals einen Rückgang von dauerhafter Zuwanderung in die OECD-Länder. Das Niveau bleibt aber hoch. Die Migranten haben allerdings seltener Jobs als Einheimische und verdienen weniger. Es solle mehr für die Integration getan werden, fordert die OECD.

ba Frankfurt

Die Industrieländerorganisation verzeichnet auch 2024 ein relativ hohes Migrationsniveau. Allerdings ist die dauerhafte Zuwanderung in die 38 OECD-Mitgliedsländer nach Jahren deutlichen Anstiegs erstmals gesunken – und zwar um 4% auf 6,2 Millionen Personen. Das sind immer noch 15% mehr als 2019 vor Ausbruch der Corona-Pandemie. Vor allem in die EU-Länder kamen weniger Menschen. Der Migrationsbericht 2025 zeigt aber auch, wie wichtig es ist, dass ausländische Qualifikationen einfacher bewertet und anerkannt werden müssten und es weitere „Maßnahmen zur Unterstützung des Spracherwerbs, der Jobsuche und der Kompetenzentwicklung“ braucht, wie OECD-Generalsekretär Mathias Cormann bei der Vorstellung des Berichts erklärte.

Stark Branchenabhängig

„Migrationsströme in OECD-Länder tragen dazu bei, den Arbeitskräftemangel zu beheben und die Widerstandsfähigkeit der OECD-Volkswirtschaften zu stärken“, betonte Cormann. Wirksame Migrationspolitiken seien notwendig, um den damit verbundenen Druck auf die öffentlichen Dienstleistungen zu bewältigen und die Integration der Neuankömmlinge in den Arbeitsmarkt zu erleichtern.

Die Beschäftigungsquote erwachsener Zuwanderer lag 2024 in den OECD-Ländern bei 70,9%. Bei der einheimischen Bevölkerung beträgt die Quote 72,1%. Bei den Zuwanderinnen stieg die Beschäftigungsquote in zwei Dritteln der OECD-Länder auf 63,5%. In einem Drittel der OECD-Länder stieg sogar die Beschäftigungsquote von Migrantinnen, während die von Migranten sank. Dies führte laut dem Bericht „zu einigen der geringsten Unterschiede zwischen Männern und Frauen seit Jahren“.

Jedoch verdienen Zuwanderer im ersten Jahr nach ihrem Eintritt in den Arbeitsmarkt des Gastlandes im Schnitt 34% weniger als einheimische Arbeitnehmer gleichen Alters und Geschlechts. Die Untersuchung in 15 Ländern für den Zeitraum 2000 bis 2019 zeigt aber auch, dass sich diese Lohnlücke nach fünf Jahren Aufenthalt im Gastland auf 21% verringert. Zwei Drittel der Lohnlücke führt die OECD darauf zurück, dass Zuwanderer in schlechter bezahlten Branchen und Unternehmen arbeiten.

„Obwohl Zuwanderer im Durchschnitt im Laufe der Zeit zu besser bezahlten Unternehmen wechseln, findet der größte Lohnanstieg innerhalb der Unternehmen statt“, heißt es bei der OECD. Die in Paris ansässige Organisation empfiehlt, dass Maßnahmen zur Verbesserung der beruflichen Mobilität im Instrumentarium der Integrationspolitik eine wichtigere Rolle spielen sollten. Dazu gehörten unter anderem die Bereitstellung von Informationen zur Jobsuche, Berufsberatung und zum Aufbau beruflicher Netzwerke ebenso wie die Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs und des Zugangs zu bezahlbarem Wohnraum.

Weniger Arbeitsmigration

Wichtigster Grund für die Zuwanderung ist weiterhin der Nachzug von Familienmitgliedern. Die Arbeitsmigration ging nach einem anhaltenden Anstieg seit 2020 um 21% zurück. Dabei stieg die Zahl der Saisonarbeiter und Working-Holiday-Teilnehmer um 8% bzw. 4%. Im Gegensatz dazu ging die Zahl der Migranten, die an nationalen Programmen für befristete ausländische Arbeitskräfte teilnahmen, nach einem starken Anstieg infolge der COVID-19-Pandemie um 7% zurück. Die Zahl der konzerninternen Versetzungen sank erneut, und zwar um 3%. Zudem kamen 13% weniger internationale Studierende im tertiären Bildungsbereich.

Probleme im Gesundheitswesen befürchtet

Mahnende Worte findet die OECD mit Blick auf die Gesundheitssysteme der Herkunftsländer: So habe die Zahl der im Ausland geborenen Ärzte und Pflegekräfte, die in OECD-Länder migriert sind, in den vergangenen beiden Jahrzehnten deutlich stärker zugelegt als die Beschäftigungszahlen in diesen Bereichen insgesamt. Bei den Ärzten gab es ein Plus von 86%, beim Pflegepersonal von 136%. In den Jahren 2020/2021 arbeiteten in den OECD-Ländern über 830.000 ausländische Ärzte und 1,75 Millionen ausländische Pflegekräfte. Dies entsprach etwa einem Viertel bzw. einem Sechstel der jeweiligen Berufsgruppe. Dabei war Asien die wichtigste Herkunftsregion mit rund 40% der Ärzte und 37% der Pflegekräfte. Indien, Deutschland und China sind die wichtigsten Herkunftsländer für Ärzte, während die Philippinen, Indien und Polen die drei wichtigsten Herkunftsländer für Pflegekräfte sind. Rund 89.000 Ärzte und 257.000 Pflegekräfte kommen aus Ländern, die auf der WHO-Liste für Unterstützung und Schutz des Gesundheitspersonals stehen. „Dies gibt Anlass zur Sorge über die möglichen Auswirkungen der internationalen Mobilität von Gesundheitspersonal auf die fragilen Gesundheitssysteme dieser Länder“, warnt die OECD.