Wenn Ideologie gegen Ökonomie antritt
Wenn Ideologie gegen Ökonomie antritt
Trumps Gedankenwelt ist wirr und amorph. Klar ist aber: Seine Politik schwächt die USA auf allen Feldern.
Von Stephan Lorz, Frankfurt
Stephan Lorz, Frankfurt
Um die Strategie von US-Präsident Donald Trump begreifen zu wollen, muss man weit über die reine Ökonomie hinausgehen und in die Geschichte eintauchen. Neben dem bereits hinlänglich oft zugeschriebenen Narzissmus kommt dann auch noch eine Ideologie zum Tragen, die sich aus einer Alternativwelt speist, eher an erfolgreichen Narrativen orientiert als an ökonomischen Theorien. Nach Ansicht des Harvard Ökonomen Dani Rodrik hat sich Trump längst von allen Fakten gelöst. „Wenn Ideologie über ökonomische Interessen triumphiert“, hat er seine Analyse überschrieben.
Grundsätzlich scheint Trump auch den Protektionismus anders zu lesen als die Masse der Ökonomen. Sein Vorbild: die Hochzollpolitik von US-Präsident McKinley (1897–1901). Doch während des Gilded Age nach dem Bürgerkrieg waren Zölle ein normaler Bestandteil der Politik. Heute dagegen sind sie eher eine Anomalie in der globalisierten Welt, die durch Arbeitsteilung Wachstum und Wohlstand stärkt und die Preise auch für einkommensschwache Familien niedrig hält. Im Umkehrschluss bedeutet das heute schlicht: Zölle erhöhen die Preise für alle!
USA – das damalige China
Angeführt werden von Trump gern auch die Smoot-Hawley-Zölle von 1930. Damit sollte die US-Wirtschaft vor ausländischer Konkurrenz geschützt werden. Damals aber ähnelten die USA eher dem heutigen China, weil sie mehr produzierten als konsumierten. Dann kamen Gegenmaßnahmen anderer Länder hinzu, was die Weltwirtschaftskrise weiter verschärfte.
Mar-a-Lago-Accord
Bleibt der fiskalische Effekt, den sich Trump durch Zolleinnahmen erhofft – und den er wegen der Steuersenkungen durch seine „Big Beautiful Bill“ dringend braucht. Doch auch hier winken die Ökonomen ab: Zolleinnahmen könnten schon vom Volumen her Steuereinnahmen nicht kompensieren, zumal sie auch das Wirtschaftswachstum bremsen und die Zinsen steigen lassen. Eine noch viel größere Gefahr kommt hinzu: Wegen ihrer Vertragsbrüche (WTO, Handelsverträge) gelten die USA nicht mehr als rechtstreuer Handelspartner. Das schreckt auch Gläubiger ab, in US-Staatsanleihen zu investieren. Überlegungen im Rahmen des Mar-a-Lago-Accords, von ihnen auch noch eine „Gebühr“ zu verlangen, erschüttern das Vertrauen weiter. Darunter leidet dann auch der Dollar als Weltwährung. Desmond Lachman, der Leiter des American Enterprise Instituts, spricht bereits vom „Ende des exorbitanten Privilegs“ der USA, mit dem sich der US-Fiskus günstigere Zinsen als anderswo und eine problemlose Verschuldung sichern konnte. Insofern siegt dann doch wohl Ökonomie über Ideologie.