Altersvorsorge

Wenn Rentner arbeiten, wird es teuer für den Staat

Die Rentenleistungen steigen, gleichzeitig fehlen Fachkräfte. Die Aktivrente soll Rentner ermutigen, steuerfrei weiterzuarbeiten. Die Maßnahme kostet den Staat Milliarden – bei ungewissem Nutzen.

Wenn Rentner arbeiten, wird es teuer für den Staat

Wenn Rentner arbeiten,
wird es teuer für den Staat

Die Aktivrente kostet Milliarden – Sorge vor Mitnahmeeffekten

nb Frankfurt

Der demografische Wandel verursacht Kosten in Multi-Milliardenhöhe. Das bestätigen die Zahlen des Statistischen Bundesamts zur Höhe der Renten, aber auch eine Studie zur geplanten Aktivrente. Laut Destatis haben im Jahr 2024 in Deutschland 22,3 Millionen Menschen durch gesetzliche, private oder betriebliche Renten in Höhe von rund 403 Mrd. Euro erhalten. Somit stieg sowohl die Zahl der Rentenempfänger im Vergleich zum Vorjahr um 0,75%, vor allem aber nahm die Höhe der Rentenleistungen in diesem Zeitraum um 5,7% (21,7 Mrd. Euro) zu. Im Jahr 2024 waren 70% der Rentenleistungen steuerpflichtig.

Seit 2015 ist der steuerpflichtige Anteil der Renten um rund 15% gestiegen. Und bei der Besteuerung von Rentnern setzt ein Vorschlag der Bundesregierung an: Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, hat sie den Vorschlag der Aktivrente erarbeitet. Diese soll Rentner dazu ermutigen, neben ihrem Ruhestand weiterzuarbeiten, indem sie bis zu 2000 Euro monatlich steuerfrei hinzuverdienen dürfen. Eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt jedoch: Diese Maßnahme ist teuer und ihr Nutzen bleibt ungewiss.

Wenn die Aktivrente wie im Koalitionsvertrag geplant umgesetzt würde, kostet sie den Fiskus jedes Jahr 2,8 Mrd. Euro. Dieser Mitnahmeeffekt liegt deutlich höher als die bisher ermittelten Werte. Ende 2023 haben etwas mehr als 600.000 Rentner und Selbstständige über das Renteneintrittsalter hinweg weitergearbeitet, ein Großteil von ihnen hat weniger als die 24.000 Euro jährlich verdient, die künftig steuerfrei sein sollen. Im Alter aktive Selbstständige haben hingegen nebenher besonders viel verdient: Im Schnitt erarbeiteten sie sich rund 68.000 Euro im Jahr. Diese 600.000 Rentner würden künftig also weniger Steuern zahlen.

Die Befragung des Kölner Forschungsinstituts zeigt, dass die meisten Rentner aus Spaß an der Arbeit oder wegen sozialer Kontakte über die Regelaltersgrenze arbeiten wollen und finanzielle Gründe eher eine untergeordnete Rolle spielen. Daher ist fraglich, ob die Aktivrente tatsächlich mehr Erwerbstätige im Arbeitsmarkt halten kann.