Deutschland

Wieder weniger als 2,5 Millionen Arbeitslose

Die Jobmärkte in Deutschland und dem Euroraum trotzen noch all den Rezessionssignalen. In den kommenden Monaten allerdings dürfte die Arbeitslosigkeit zunehmen und auch die Zahl der Kurzarbeiter steigen.

Wieder weniger als 2,5 Millionen Arbeitslose

ba Frankfurt

Trotz der sich immer weiter eintrübenden Konjunktur sind die Jobmärkte in Deutschland wie auch im gesamten Euroraum weiter robust. Während in Deutschland die Zahl der Arbeitslosen im September unter die Marke von 2,5 Millionen rutschte, verharrte die Arbeitslosenquote im Euroraum im August auf dem Rekordtief. Experten erwarten allerdings, dass sich das Bild in den kommenden Monaten etwas wandelt: Wegen der anstehenden Rezession dürfte die Arbeitslosigkeit steigen und im Winter die konjunkturelle Kurzarbeit in Deutschland wieder zulegen.

Der von diesem Samstag an geltende Mindestlohn von 12 Euro – nach derzeit 10,45 Euro – hingegen dürfte keine Spuren am Jobmarkt hinterlassen: „Aus unserer Sicht hat der Arbeitsmarkt die Mindestlohn-Einführung gut verkraftet, und wir rechnen jetzt mit nichts anderem“, zitiert Reuters Andrea Nahles, Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit (BA). Studien nach der Einführung der Lohnuntergrenze 2015 hätten gezeigt, dass es keine Beschäftigungsverluste gegeben habe. Zudem relativiere sich die Höhe des Mindestlohns, der unter der damaligen Arbeitsministerin Nahles eingeführt worden war, ein Stück weit durch die rekordhohe Inflation von aktuell 10,9% (EU-harmonisiert).

Die übliche Herbstbelebung fiel zwar etwas schwächer als üblich aus, doch sind die 2,49 Millionen als ar­beitslos ge­meldeten Personen 62000 weniger als im August, aber 21000 mehr als im September 2021. Mit dem Ende der Sommerferien und dem Start des neuen Ausbildungsjahres sinkt die Arbeitslosigkeit normalerweise. Saisonbereinigt hat die Ar­beitslosenzahl um 14000 zugelegt. „Die Anstiege hängen auch mit der Erfassung der arbeitslosen ukrainischen Geflüchteten zusammen“, er­klärte die BA. Ohne diesen Personenkreis „wäre die Entwicklung deutlich besser ausgefallen“. Laut Nahles wäre die Arbeitslosenzahl dann um 175000 niedriger als im Vorjahr gewesen. Das Gros der Geflüchteten sei nun aber bei den Jobcentern erfasst: Im September waren es 426000 erwerbsfähige Ukrainer, im Februar waren es laut BA erst 20000.

Allerdings gibt die Arbeitskräftenachfrage „auf sehr hohem Niveau leicht nach“, mahnte Nahles. Dies zeigt auch der Stellenindex BA-X, der im September um 2 auf 132 Punkte gefallen ist. Saisonbereinigt sank der Bestand offener Stellen laut BA um 11000 im Monatsvergleich. Die Unternehmen versuchen derzeit alles, um wegen des Fachkräftemangels ihr Personal zu halten – auch über das Instrument der Kurzarbeit. Hier steigt der Informationsbedarf, insbesondere aus der Industrie. Doch sei dies noch „auf einem sehr niedrigen Niveau und insoweit für mich kein alarmistisches Zeichen“, sagte Nahles. Die Zahl der Kurzarbeiter ist weiter rückläufig. Für 99000 Arbeitnehmer wurde konjunkturelles Kurzarbeitergeld gezahlt. Die Zahl der Anzeigen für Kurzarbeit – einer der ersten Indikatoren für Probleme bei Betrieben – lag den Angaben der BA zufolge im September bei 44000. Der während der Corona-Pandemie beschlossene vereinfachte Zugang zur Kurzarbeit wurde in dieser Woche bis Mitte kommenden Jahres verlängert, um den Jobmarkt „stabil und robust“ durch die Krise zu führen, wie Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) erklärte.

Dies ist bislang gelungen. Im September sank die Arbeitslosenquote um 0,2 Prozentpunkte auf 5,4%. Saisonbereinigt verharrte sie bei 5,5%. Die nach dem ILO-Erwerbskonzept für europäische Zwecke berechnete Arbeitslosenquote verharrte im August bei 3,0%. Dies ist eine der niedrigsten Quoten im Euroraum. Dort blieb die Arbeitslosenquote wie erwartet im August unverändert bei 6,6%. Niedriger war die Quote noch nie seit Bestehen des gemeinsamen Währungsraums. Im Euroraum waren laut Statistikamt Eurostat 10,966 Millionen Personen arbeitslos, 30000 weniger als im Juli.

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