Wirtschaft schrammt knapp an der Winterrezession vorbei
Wirtschaft schrammt knapp an der Winterrezession vorbei
per Frankfurt
Die deutsche Wirtschaft ist kraftlos ins Jahr gestartet. Nach einer ersten Schätzung des Statistischen Bundesamtes stagnierte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im ersten Quartal zum Vorquartal, wie die Wiesbadener Behörde am Freitag mitteilte. Bankökonomen hatten im Schnitt ein Wachstum der Wirtschaftsleistung um 0,2% erwartet.
Zum Jahresende 2022 hatte sich die Wirtschaftsleistung zum Vorquartal nach revidierten Daten noch um 0,5% verringert (zuvor minus 0,4%). Nach Einschätzung von Volkswirten fehlt es der deutschen Konjunktur derzeit an Dynamik. Im Gesamtjahr 2023 erwarten sie nach jüngsten Prognosen bestenfalls ein kleines Wachstum.
Deutschland schrammte nach den vorläufigen Zahlen mit der Stagnation knapp an einer Rezession vorbei. Sinkt das Bruttoinlandsprodukt zwei Quartale in Folge, sprechen Ökonomen von einer sogenannten technischen Rezession. Vor allem dank des milden Winters traten die schlimmsten befürchteten Szenarien jedoch nicht ein, etwa eine Gasmangellage, die tiefe Spuren hinterlassen hätte. Positive Impulse kamen nach Angaben der Statistiker zu Jahresbeginn von den Investitionen und den Exporten. Der Privatkonsum fiel als Konjunkturstütze dagegen aus.
Hohe Inflation dämpft privaten Verbrauch
Die anhaltend hohe Inflation habe zwar den privaten Verbrauch und die konsumnahen Dienstleister zu Jahresbeginn belastet, erläuterte die Deutsche Bundesbank in ihrem aktuellen Monatsbericht. "Die Industrie erholte sich jedoch stärker als angenommen." Die wieder niedrigeren Energiepreise hätten die energieintensive Produktion gestützt. Zudem hätten sich die Lieferengpässe bei Vorprodukten weiter aufgelöst, die Nachfrage habe merklich angezogen.
Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hatte sich im April weiter aufgehellt. Das Ifo-Geschäftsklima stieg zum Vormonat um 0,4 Punkte auf 93,6 Zähler. "Die Sorgen der deutschen Unternehmen lassen nach, aber der Konjunktur fehlt es an Dynamik", ordnete Ifo-Präsident Clemens Fuest die Lage ein.
Nach Einschätzung der "Wirtschaftsweisen" schmälert die hohe Inflation die Kaufkraft der Verbraucherinnen und Verbraucher, zudem bremsen schlechtere Finanzierungsbedingungen wegen steigender Zinsen die Konjunktur. Dazu kommt eine Weltwirtschaft, die sich nur langsam von den Corona-Folgen erholt. Im laufenden Jahr dürfte das BIP nach Einschätzung des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung um 0,2% wachsen. Die Bundesregierung geht inzwischen von einem etwas stärkeren Plus von 0,4% aus.