Wirtschaft wieder im Stimmungshoch

Ifo-Geschäftsklimaindex klettert im September auf höchsten Stand seit Mai 2014 - Breit angelegtes Plus

Wirtschaft wieder im Stimmungshoch

Die deutsche Wirtschaft blickt im September angesichts zahlreicher konjunktureller und politischer Störfaktoren überraschend optimistisch auf die kommenden Monate.ba Frankfurt – Die Stimmung in deutschen Unternehmen hat sich im September unerwartet deutlich aufgehellt. Ungeachtet des weiter schwierigen weltwirtschaftlichen Umfelds, der anstehenden Wahl in den USA, zuletzt schwächer als erwartet ausgefallener Stimmungsindikatoren und der wenig dynamischen Industrieproduktion hierzulande ist der Ifo-Geschäftsklimaindex von revidiert saisonbereinigt 106,3 (zuvor: 106,2) Punkten auf 109,5 Zähler im September gestiegen.Dies war nicht nur das stärkste monatliche Plus seit über sechs Jahren, das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer notiert nun auf dem höchsten Stand seit Mai 2014, wie das Münchener Ifo-Institut mitteilte. Dass der Index den Rückgang der beiden vergangenen Monate wieder aufholt, hatten Ökonomen so nicht erwartet und hatten nur einen Wert von 106,3 Punkten auf der Rechnung. In ihren Kommentaren zeigten sie sich denn auch entsprechend positiv überrascht: “Das war ein wichtiger Pflock, den die Unternehmen gegen den zunehmenden Pessimismus eingeschlagen haben”, urteilt etwa Deka-Ökonom Andreas Scheuerle. “Was für ein Comeback!”, schreibt Andreas Rees von der Unicredit.Laut Ifo blicken die Unternehmen nicht nur “merklich optimistischer auf die kommenden Monate”, auch waren sie zufriedener mit der aktuellen Geschäftslage. “Die deutsche Wirtschaft erwartet einen goldenen Herbst”, kommentierte denn auch Ifo-Präsident Clemens Fuest das Ergebnis der monatlichen Umfrage unter 7 000 Unternehmen aus verarbeitendem Gewerbe, Bau sowie Groß- und Einzelhandel. “Der Brexit-Schock ist erst mal verdaut”, sagte Ifo-Konjunkturexperte Klaus Wohlrabe zu Reuters. Und auch die zahlreichen Krisen und Konflikte in der Welt spielten ihm zufolge “keine große Rolle”: “Die deutsche Wirtschaft zeigt sich erstaunlich robust.”Dies beweist auch der Blick auf die einzelnen Wirtschaftsbereiche, die durchweg von Stimmungsaufhellungen berichten. Dass die Stimmung in den binnenorientierten Branchen wie Handel, Bau und Dienstleistungen weit überdurchschnittlich und in der Industrie immerhin noch leicht überdurchschnittlich ist, sei “ein perfektes Spiegelbild der deutschen Konjunktur”, so Scheuerle. Niedrige Zinsen, ein guter Arbeitsmarkt und Reallohnzuwächse schieben derzeit die Binnenkonjunktur kräftig an. Er warnt allerdings davor, nun vom Pessimismus nahtlos in Euphorie zu verfallen – Stolpersteine gebe es noch genug in Gestalt von politischen Unsicherheiten und Risiken. Ob goldener Herbst oder Strohfeuer – die Ifo-Daten gäben eine Menge Stoff, um über den wahren Zustand der Wirtschaft nachzudenken, sagte Carsten Brzeski, Chefökonom der ING-DiBa. Und laut Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer muss man “vielleicht einfach akzeptieren, dass Stimmungen auch ohne große Anlässe einfach schwanken”.