Außenhandel

WTO prognostiziert Trendwende im Welthandel

Der Welthandel schwächelt weiter, doch die WTO sieht Anzeichen für eine Trendwende. Es gibt allerdings Stolpersteine für eine potentielle Erholung – und vor allem deutsche Exporteure blicken sorgenvoll in die Zukunft.

WTO prognostiziert Trendwende im Welthandel

WTO sieht Trendwende im Welthandel

Erholung im Warenverkehr ab dem zweiten Quartal wahrscheinlich – Nachfrage nach Automobilen kurbelt Wachstum an

mpi Frankfurt

Eine höhere Nachfrage nach Automobilen in Europa und den USA sowie ein allgemeiner Anstieg bei den weltweiten Exportaufträgen könnte den Welthandel ab dem zweiten Quartal des laufenden Jahres wieder wachsen lassen. Die Welthandelsorganisation WTO spricht mit Blick auf ihr Warenbarometer von einer „möglichen Trendwende“. Das in dieser Woche veröffentlichte Barometer für März steigt von 92,2 Punkten auf 95,6 Zähler.

Damit dürfte das Handelsvolumen des Welthandel zu Jahresbeginn aber erstmal weiter zurückgegangen sein, nachdem es bereits im vierten Quartal 2022 um 0,8% im Vergleich zum Vorjahresquartal schrumpfte. Erst Werte über 100 signalisieren Wachstum. Die WTO geht davon aus, dass dieses jedoch im zweiten Quartal erreicht wird. „Der jüngste Anstieg der Exportaufträge deutet auf einen Anstieg der Nachfrage nach Handelsgütern im zweiten Quartal hin“, heißt es in dem Bericht. Zu Jahresbeginn habe ein geringerer Umschlag an den europäischen Häfen die Entspannung an den chinesischen Häfen durch die Abkehr von der Null-Covid-Politik mehr als aufgewogen, teilte die WTO weiter mit.

Dies könnte sich im weiteren Jahresverlauf jedoch ändern, wenn die chinesische Wirtschaft weiter anzieht. Der Weg zu einer Erholung des Welthandels wird laut WTO jedoch „holprig werden“, wie ein Blick auf die Subindizes des Warenbarometers zeige. Vor allem der schwächelnde Handel mit elektronischen Bauteilen könnte zu einer Belastung des Welthandels werden. Alles in allem geht die WTO jedoch weiter davon aus, dass das globale Handelsvolumen in diesem Jahr um 1,7% zulegen kann. Dies wäre allerdings weniger als im vergangenen Jahr, als es einen Anstieg um 2,7% gab, und auch weniger als im historischen Durchschnitt. Dieser liegt ebenfalls bei einer jährlichen Wachstumsrate von 2,7%.

Hoffnungsträger China

Auch der World Trade Monitor des Netherlands Bureau for Economic Policy Analysis (CPB), der im Auftrag der EU-Kommission erstellt wird, deutet auf eine Erholung des Welthandels hin. Im Vergleich zum Vormonat habe das weltweite Handelsvolumen im März um 1,5% zulegen können, nach einem Rückgang im Februar von 0,8%. Für das erste Quartal prognostiziert das CPB eine Schrumpfung um 0,9%.

Die Erholung im März liegt in erster Linie am Wachstum des Handelsvolumens in Südamerika und China. Die Exporte der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt legten im Vergleich zum Februar um stolze 19,9% zu, was wohl an der Öffnung der Wirtschaft nach der Abkehr von der Null-Covid-Politik liegt. Auf einer stärkeren chinesischen Wirtschaft als zuletzt ruhen auch viele Hoffnungen für die Erholung des Welthandels. Doch läuft die Konjunktur in China schleppender als erwartet, wie unter anderem die jüngsten Daten zu den Einkaufsmangerindizes zeigen. Während der Tourismussektor wieder anläuft, lässt die Stabilisierung in der Industrie noch auf sich warten.

Exporteure in Europa und den USA blicken derweil laut dem Allianz Trade Global Survey 2023 vorsichtig optimistisch in die Zukunft. Bei einer Umfrage unter 3.000 Firmen aus Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien, Polen, Großbritannien und den USA gaben rund 70% der befragten Unternehmen an, dass sie für 2023 mit einem höheren durch Exporte generierten Geschäftsumsatz rechnen. Dies sind jedoch deutlich weniger als noch 2022 (80%) oder vor dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine (94%).

Sorge vor Zahlungsausfällen

In Deutschland, das von der Energiekrise durch den russischen Angriffskrieg besonders stark betroffen ist, ist der Anteil der Unternehmen, die mit einem sinkenden Exportumsatz rechnen, am höchsten. Fast jeder dritte Befragte geht von geringeren Umsätzen aus.

Zu den größten Problemen der Exportunternehmen zählen weiterhin Protektionismus und politische Risiken, Transportprobleme, Lieferengpässe, fehlende Arbeitskräfte und die hohen Energiekosten. Deutlich größer geworden ist die Sorge vor Zahlungsausfällen. Während 29% dies bei der Umfrage vor einem Jahr angaben, sind es jetzt 40%. Vor allem Unternehmen in Großbritannien, den USA, Deutschland und Frankreich rechnen mit einer Zunahme von Zahlungsschwierigkeiten ihrer Kunden.

Die meisten der Unternehmen, die ein Wachstum ihrer Exportumsätze im Jahr 2023 prognostizieren, beziffern dieses auf 2% bis 5%. Für den gesamten Welthandel ist die Allianz pessimistischer als die WTO und sagt nur ein schwaches Wachstum des Handelsvolumens von 0,7% für 2023 voraus. Der Wert der gehandelten Waren schrumpft dem Versicherer zufolge in diesem Jahr sogar um 0,1%.

Der globale Warenverkehr schwächelt auch zu Beginn des Jahres 2023 weiter. Die Welthandelsorganisation WTO sieht allerdings Anzeichen für eine Trendwende im zweiten Quartal. Doch es gibt nach wie vor mehrere Hürden für eine potenzielle Erholung – und vor allem deutsche Exporteure blicken sorgenvoll in die Zukunft.

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