Zölle lassen Schweizer Wirtschaft einbrechen
Zölle lassen Schweizer Wirtschaft einbrechen
Kaum noch Wachstum im zweiten Quartal – Dienstleister verhindern Rückgang
mpi Frankfurt
Wachstum im Dienstleistungssektor hat ein Schrumpfen der Schweizer Wirtschaft gerade so verhindert. Im zweiten Quartal ist das Bruttoinlandsprodukt nach einer Erstschätzung des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) auf bereinigter Basis zum Vorquartal um 0,1% gewachsen. Zum Jahresauftakt hatte es dagegen noch ein Plus von 0,8% gegeben.
Allerdings hatten Ökonomen wegen des Handelskonflikts mit den USA ein noch schlechteres zweites Quartal befürchtet. Im Schnitt waren sie von einem Rückgang um 0,1% ausgegangen. Die US-Zölle lasten schwer auf manchen Sektoren des verarbeitenden Gewerbes. Dementsprechend ist die Wirtschaftsleistung der Industrie von April bis Juni im Vergleich zum Vorquartal gesunken. Seco beziffert dies allerdings nicht in seiner Mitteilung.

Wichtigster Handelspartner USA
Die USA sind der wichtigste Handelspartner der Schweiz – solange Ausfuhren in die einzelnen EU-Länder nicht addiert werden. Der Pharmasektor um Branchengiganten wie Roche und Novartis seht für 60% der Schweizer Exporte in die USA. Noch ist die Branche von Zöllen ausgenommen. Allerdings droht US-Präsident Donald Trump mit der schrittweise Einführung von Zöllen, bis diese im dreistelligen Bereich liegen könnten.
Unternehmen verlagern Produktion
Damit möchte er ausländische Unternehmen dazu bringen, ihre Produktion in die Vereinigten Staaten zu verlegen oder diese auszubauen. Die Drohkulisse scheint durchaus Erfolg zu haben. So planen Roche und Novartis offenbar, ihre Produktionskapazitäten in den USA auszuweiten. In der Folge könnten Arbeitsplätze in der Schweiz in Gefahr geraten. Rund 50.000 Menschen arbeiten in dem Land in der Pharmabranche. Allerdings nur rund 10.000 davon in der Produktion. Weitere rund 10.000 sind in der Pharmaforschung tätig und etwa 30.000 kümmern sich um Marketing und Verwaltung.

Auch in Branchen, die vom derzeitigen US-Basiszollsatz von 39% betroffen sind, gibt es Überlegungen, Produktionen in die Vereinigten Staaten zu verlegen. Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet mit Verweis auf Insider, dass der Schokoladenhersteller Lindt & Sprüngli für den US-Markt seine goldverpackten Osterhasen sowie andere Schokoladenprodukte in den Vereinigten Staaten herstellen könnte. Im Gespräch seien Investitionen in Höhe von bis zu 10 Mill. Euro.
Eine kreative Idee zur Vermeidung von Zöllen schlägt der europapolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Markus Töns, vor. Die Schweiz sei herzlich willkommen, der EU beizutreten, sagte er dem „Spiegel“. Dann müssten die Unternehmen als Basiszollsatz nicht 39% zahlen – einer der höchsten weltweit – sondern „nur“ 15%. So viel müssen die meisten EU-Firmen für Exporte in die USA zahlen. Das gilt eigentlich auch für Autohersteller, doch die USA verzögern die vereinbarte Herabsetzung von 27,5 auf 15% weiterhin.