ExklusivKonjunkturtableau Euroraum

Zolldeal bringt etwas Ruhe

Die Grundsatzeinigung im Zollkonflikt zwischen der EU und den USA sorgt für etwas mehr Klarheit. Das Konjunkturtableau von ZEW und Börsen-Zeitung für die Euro-Wirtschaft enthält höhere Prognosen für die Exporte und den Privatkonsum. Außerdem dürfte die Zinspause der EZB die nächsten drei Monate andauern.

Zolldeal bringt etwas Ruhe

Zolldeal bringt etwas Ruhe

Unsicherheit der Prognostiker lässt leicht nach – Konjunkturtableau zeigt höhere Erwartungen für Exporte und Privatkonsum

Die Grundsatzeinigung im Zollkonflikt zwischen der EU und den USA sorgt für etwas mehr Klarheit. Das Konjunkturtableau von ZEW und Börsen-Zeitung für die Euro-Wirtschaft enthält höhere Prognosen für die Exporte und den Privatkonsum. Außerdem dürfte die Zinspause der EZB die nächsten drei Monate andauern.

ba Frankfurt

Noch fehlen die Details, aber die grundsätzliche Vereinbarung eines Zolldeals zwischen der EU und den USA genügt Prognostikern, um ihre Voraussagen für die Wirtschaft im Euroraum und deren größter Volkswirtschaft nachzujustieren. Die Erwartungen an das BIP-Wachstum allerdings bleiben insgesamt stabil, wie das Konjunkturtableau der Börsen-Zeitung und des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) zeigt, in dem die Prognosen von Instituten und Banken zusammengefasst werden und jeweils ein Medianwert errechnet wird.

Unsicherheit „etwas reduziert“

Die lang erwartete Einigung, die einen Zollsatz von 15% auf Warenimporte aus der EU in den USA vorsieht, „könnte die in den letzten Monaten rasant gestiegene Unsicherheit bezüglich der Wachstumsaussichten in der Währungsunion etwas reduzieren“, erklärt ZEW-Expertin Lora Pavlova. Erste Anzeichen dafür sei die leicht reduzierte Spannweite der Exporteinschätzungen für 2025. Im optimistischsten Szenario wird ein Exportwachstum von 3,7% angenommen. Im pessimistischsten Fall gehen die Prognostiker mittlerweile von einem Stillstand und nicht mehr von einem Rückgang um 0,4% aus wie noch im Juli. Im Median wird die erwartete Exportrate von 0,9% auf 1,2% nach oben gesetzt.

Privatkonsum erholt sich

Der Privatkonsum dürfte laut den Experten in diesem und im kommenden Jahr um 1,3% anziehen – das sind jeweils 0,1 Prozentpunkte mehr als noch im Juli erwartet. „Somit mehren sich die Anzeichen dafür, dass sich der private Konsum im Euroraum erholen wird“, betont Pavlova. Die Erwartungen an den Staatskonsum dagegen bleiben im Median für 2025 mit 1,5% unverändert, die Prognose für 2026 zeigt sich um 0,1 Prozentpunkte niedriger bei 1,4%. Die Prognose für die Anlageinvestitionen wurde dagegen gegenüber Juli um 0,4 Prozentpunkte auf 2,2% für 2025 nach unten revidiert. Wie schon im Juli wird für dieses Jahr ein BIP-Wachstum von 1,0% erwartet. Für das Jahr 2026 wird weiter eine etwas kräftigere wirtschaftliche Erholung im Euroraum mit einem Plus von 1,2% prognostiziert. Im Mai waren es allerdings noch 1,3%.

Andauernde Zinspause erwartet

„Niedrigere Energiekosten und ein starker Euro könnten jedoch weiter einen Abwärtsdruck auf die Preise in der Währungsunion ausüben“, sagt Pavlova mit Blick auf die Inflation, die im Juli zum zweiten Mal in Folge bei 2% lag. In der letzten Ratssitzung vor der Sommerpause hatte die EZB beschlossen, die Leitzinssätze unverändert zu belassen. Vor diesem Hintergrund bleiben die Einschätzungen der Experten zur weiteren Preisentwicklung unverändert. Für 2025 wird eine Rate von 2,2% und für 2026 eine Rate von 2,0% erwartet. „Im Median erwarten die betrachteten Institute in den nächsten drei Monaten keine weitere Zinssenkung“ resümiert Pavlova.

Subkomponenten besser eingeschätzt

Anpassungsbedarf sehen die Auguren für die Subkomponenten des deutschen BIP – die Voraussage für das Wirtschaftswachstum 2025 bleibt nach der Aufwärtsrevision im Vormonat bei 0,2%. Insbesondere, so analysiert Pavlova, liegt die Prognose für die Anlageinvestitionen mit 0,6% um 0,2 Prozentpunkte höher als noch im Vormonat. Erwähnenswert sei zudem die Verbesserung der Exportprognose von minus 1,3% auf minus 0,9%. Ebenso wie im Euroraum bleiben die Inflationserwartungen mit 2,1% bzw. 2,0% stabil, nachdem die Teuerungsrate im Juli bei 2,0% lag.

„Trotz der Grundsatzeinigung im Zollkonflikt zwischen der EU und den USA und der jüngsten Stimmungsaufhellung in den Unternehmen steht eine spürbare wirtschaftliche Erholung derzeit noch aus“, schreibt das Bundeswirtschaftsministerium zur wirtschaftlichen Lage Deutschlands im August. Die Unsicherheit dürfte sich nun schrittweise zurückbilden. Frühindikatoren würden aber eine weiterhin nur verhaltene Entwicklung der Wirtschaft signalisieren.