NOTIERT IN BERLIN

Zug der Wildpferde lässt hoffen

Bilder mit Tieren sind medial meist ein Vergnügen. Sie verbreiten Wohlgefühl und gute Laune. Zehn silbergraue Wildpferde mit fahler Zottelmähne hatten in der vergangenen Woche einen Fototermin - mit Engelbert Lütke Daldrup, dem Chef des Flughafens...

Zug der Wildpferde lässt hoffen

Bilder mit Tieren sind medial meist ein Vergnügen. Sie verbreiten Wohlgefühl und gute Laune. Zehn silbergraue Wildpferde mit fahler Zottelmähne hatten in der vergangenen Woche einen Fototermin – mit Engelbert Lütke Daldrup, dem Chef des Flughafens BER Berlin Brandenburg. Sie verheißen: Es geht voran in der unendlichen Geschichte des Flughafenbaus, die vor 14 Jahren begann und im Oktober 2020 mit der Eröffnung des Flughafens endlich ein gutes Ende finden soll.Die “Liebenthaler Wildlinge”, die als Rarität gelten, lebten seit 2015 auf dem Gelände des BER. Allzu große Veränderung steht den Tieren nicht bevor. Ihre neue Heimat ist die Parkanlage “In den Gehren” in der nahe gelegenen Gemeinde Schönefeld, in deren Eigentum die Tiere nun übergingen. Es war der symbolische Abschluss der ökologischen Kompensation für den Bau des BER. Die Flughafengesellschaft gleicht unter anderem damit aus, dass sie Flächen versiegelt und Bäume gefällt hat. 500 Hektar neu bepflanzter Natur ziehen sich nun wie ein grünes Band um den Flughafenbau und buhlen um die Sympathie der Anwohner. Neben dem Park “In den Gehren” kam die Flughafengesellschaft in der Gemeinde Schönefeld für die Wiederherstellung des Gutsparks Großziethen samt Obstbäumen und Schweinepfuhl auf – sowie für die Parkanlage Dörferblick. Außerdem finanzierte der Flughafen den historischen Gutspark Dahlewitz in Mahlow-Blankenfelde und den Park “Am Vogelwäldchen”. Ein Vierteljahrhundert Gartenpflege ist im Kompensationspaket inbegriffen. Da könnte man fast hoffen, dass dieses Idyll nicht allzu bald durch den Start des Flugbetriebs am neuen Airport gestört wird. *Lütke Daldrup ist auf jeden Fall voller Enthusiasmus, dass bis zum anvisierten Eröffnungsdatum im nächsten Jahr nichts mehr schiefgehen kann. Die Brandschutz- und Entrauchungsanlage – sehr lange für Hiobsbotschaften gut – funktioniert und hat Tests bestanden. Probleme bei Automatiktüren und Sprinkleranlagen sind ausgeräumt. Nach Informationen des Berliner “Tagesspiegel” stecken aber noch eine Reihe von Risiken im Projekt: Vor allem die Anlagen der Sicherheitskabel haben demnach Mängel. Zudem gibt es ein Dübelproblem. Einige Hundert Meter Kabeltrassen müssen mit zugelassenen Produkten neu gedübelt werden. Die bereits verarbeiteten Halterungen waren durch einen nachträglichen Brandtest gefallen. Brandschutzprobleme sollen auch beim Durchgang vom unterirdischen Bahnhof zum Terminal festgestellt worden sein. Der “Tagesspiegel” ist es auch, der täglich in seinem Lokalteil einen Kalender mit den “BER ups and downs” veröffentlicht. Am Freitag waren 2 708 Tage seit der ursprünglich geplanten Eröffnung im Juni 2012 vergangen, bis zur geplanten Eröffnung bleiben noch 365 Tage. Im nächsten Frühjahr steht dem Flughafen noch ein großes Theaterspektakel bevor. Spätestens dann muss der Probebetrieb starten – vom Sommer an mit sage und schreibe 20 000 Komparsen.