KommentarFlugzeughersteller

Alles besser als bei Boeing

Die Flugzeughersteller haben mit Produktionsproblemen zu kämpfen. Aber bei Boeing macht die Aufsichtsbehörde FAA zudem ""systematische Qualitätssicherungsprobleme" aus und erhöht jetzt den Druck.

Alles besser als bei Boeing

Der Blick auf das Zahlenwerk von MTU spricht eine deutliche Sprache: Auch im Airbus-Reich ist nicht alles eitel Sonnenschein. Hunderte Airbus-Jets müssen monatelang am Boden bleiben, weil der Partner von MTU, Pratt & Whitney, in rund 3.000 Turbinen ein problematisches Metallpulver verwendet hat. Rückstellungen, die in diesem Zusammenhang gebildet wurden, haben MTU nun rote Zahlen eingebrockt. Die Schwierigkeiten mit dem Triebwerk sind nur eines von vielen Lieferkettenproblemen, mit denen die Branche seit Jahren zu kämpfen hat. Alle Hersteller und ihre Zulieferer leiden unter anderem unter dem akuten Fachkräftemangel; manch einer hat sich wie Pratt & Whitney auch noch technisch verhoben. In der Folge kommen bestellte Flugzeuge nur mit großer Verspätung bei den Fluggesellschaften an, was deren Wachstumspläne zur Makulatur werden lässt. Auch auf umweltfreundliche Triebwerke werden die Kunden noch sehr lange warten müssen, denn die Entwicklung steckt auch angesichts der Herausforderungen in der aktuellen Produktion noch in den Kinderschuhen. An den Zeitplan für das von Airbus ab 2035 in Aussicht gestellte Flugzeug mit Wasserstoffantrieb glaubt in der Airline-Branche niemand mehr.

Fragwürdige Qualitätskontrolle

Auch Airbus-Konkurrent Boeing machen die Engpässe in der Lieferkette zu schaffen. Aber beim US-Konzern kommen Teile nicht nur mangelhaft an – zudem merkt es bei Boeing anscheinend kaum einer. Die US-Luftsicherheitsbehörde FAA attestierte dem Konzern kürzlich "systematische Qualitätssicherungsprobleme", die nun binnen 90 Tagen gelöst werden müssen. Boeing könnten zudem strafrechtliche Konsequenzen drohen, nachdem an einer 737 Max 9 Bolzen an einer Kabinenwand fehlten und diese in großer Höhe herausbrach – das US-Justizministerium soll eine entsprechende Prüfung eingeleitet haben. Schon vor diesen Nachrichten sind bei Boeing kaum noch Neuaufträge hereingekommen. Immer lauter werden die Stimmen, die einen Rücktritt des Boeing-Chefs fordern. Im Vergleich zu dieser Gemengelage herrscht im Airbus-Reich dann doch eitel Sonnenschein.

Alles besser
als bei Boeing

Von Lisa Schmelzer

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