Amigo-Wirtschaft in Italiens Finanzsektor
Bankenkonsolidierung
Amigo-Wirtschaft in Rom
Von Gerhard Bläske
Mit der Ablehnung der Banca-Generali-Übernahme durch die Mediobanca-Aktionäre steht Italiens Finanzlandschaft vor tiefgreifenden Veränderungen. Sie sind wenig marktkonform. Denn der italienische Staat zieht, zusammen mit ihm nahestehenden Unternehmern, die Fäden. Das dürfte das Misstrauen der Investoren ausgerechnet in einem Augenblick verstärken, in dem Italien international an Glaubwürdigkeit gewonnen hat.
Übernahme wäre ökonomisch sinnvoll gewesen
Es gibt keinen Zweifel, dass die Übernahme ökonomisch sinnvoll gewesen wäre. Das haben auch internationale Investoren so gesehen. Doch private italienische Aktionäre wie der Bau-Unternehmer Francesco Caltagirone. die Unternehmerfamilien Del Vecchio und Benetton sowie der Staat haben andere Vorstellungen als der Markt. Die genannten Unternehmer sind sowohl Anteilseigner bei der Monte dei Paschi, deren Chancen, die Mediobanca nun zu übernehmen, deutlich gestiegen sind, als auch bei der Mediobanca und der Versicherung Generali. Sie dürften künftig nicht nur die beiden Banken, sondern auch die Generali kontrollieren und entscheidend mitreden – immer im Einklang mit dem italienischen Staat.
Rom ist nach wie vor Anteilseigner an der Monte dei Paschi und hat sich auch über die Golden-Power-Regelung massiv in den Bankensektor eingemischt. Die Regierung hat etwa die Übernahme der BPM durch die Unicredit verhindert. Wettbewerbsrechtliche Bedenken der EU-Kommission fechten die Regierung nicht an. Rom träumt von einer dritten großen Finanzgruppe, bei der man mitreden kann.
Etatistische Vorstellungen
Die Regierung hat eine zutiefst etatistische Vorstellung von der Wirtschaft. Sie kam auch bei der vor einigen Jahren beschlossenen Sondersteuer auf „Bankenübergewinne“ zum Ausdruck, die angesichts der Marktreaktionen praktisch zurückgezogen wurde.
Die Signale, die Rom aussendet, sind dazu geeignet, die Glaubwürdigkeit des Landes zutiefst zu erschüttern. Denn Investoren schätzen fehlende Transparenz. Hinterzimmer-Manöver und Amigo-Wirtschaft schätzen sie gar nicht.