Angriff aus der Krypto-Sphäre
Angriff aus der Krypto-Sphäre
Finanz-Apps
Angriff aus der Krypto-Sphäre
Von Björn Godenrath
Das Thema Geldanlage hat in Deutschland ganz schön Fahrt aufgenommen. Zum einen wegen der unübersehbaren Rentenlücke. Und zum anderen wegen des Siegeszuges der Neobroker, die Millionen von Privatanlegern den Weg in Trading und Wertpapiersparen geebnet haben. Dabei hat sich Trade Republic immer breiter aufgestellt und mit Girokonto nebst Karte klassisches Banking integriert – womit man den Neobanken das Wasser abgräbt, die mit Integration des Tradings konterten.
Alles in einer App
Beim Rennen um die Super-Finanz-App zeichnet sich jetzt aber ein Angriff aus der Krypto-Sphäre ab, rüsten Anbieter wie Coinbase und Kraken doch ihr Angebot auf. Während Coinbase-Chef Brian Armstrong schon das Zeitalter der „Everything App“ ausgerufen hat, geht US-Konkurrent Kraken in Großbritannien und Europa nun mit seiner „Global Money App“ in die Vermarktung. Aufgemotzt mit Depositen-Verzinsungen ist auch der gewöhnliche Sepa-Zahlungsverkehr plus Debitkarte integriert. Ein ganz besonderes Schmankerl ist der Zugang zu DeFi-Renditen, wo je nach Risikoneigung Renditen von 10% und mehr in Aussicht gestellt werden.

Daniel Torok/White House
Nur in das investieren, wo man das Rendite-Modell versteht
Das ist natürlich verlockend – und solange geliefert wird, ist alles wunderbar. Aber die jüngsten Crashes vor allem bei den Altcoins raten doch ein wenig zur Vorsicht aus Sicht des Verbraucherschutzes. Sprich, man muss als Anleger schon ein bisschen was davon verstehen, mit welchem Modell in DeFi-Lending-Pools Gelder gegeben werden. Für Anleger eröffnet sich positiv gesehen die Chance auf finanzielle Fortbildung, wenn sie lernen, mit welchen Strategien da Überrendite erzielt werden soll. Von Seiten des App-Betreibers Kraken muss das ganze aber eng kuratiert werden, um Anlegerschutz zu gewähren.
Chance auf zusätzliche Rendite lässt sich nicht ignorieren
Auch schnöde Dienste wie das Staking von Kryptowerten eröffnen die Chance auf zusätzliche Rendite, die über magere Depositenverzinsungen hinausgehen. Kann man sagen, was man will: Sich für die Allokation in Kryptowerte zu öffnen, bereichert bei adäquatem Risikomanagement die Geldanlage.
Trade Republic macht vor, wie's geht
Das hat keiner so gut verstanden wie Trade Republic, die kürzlich Krypto-Wallets einführte und im dem Zuge neben Staking auch das Bezahlen mit Krypto-Guthaben ermöglichte. Der Reiz: Auch diese Einkäufe werden mit Cashback-Gutschrift von 2% des Warenwertes vergütet, was direkt in den Sparplan fließt. Wobei steuerliche Pflichten den Einsatz von Krypto-Vermögen als Zahlungsmittel begrenzen, da die Transaktion als Verkauf einzustufen ist.
Innovationen rollierend integrieren
Um hier im Wettrennen der Finanz-Apps den Anschluss nicht zu verlieren, müssen Sparkassen und Volksbanken in die Gänge kommen mit der Weiterentwicklung ihrer Angebote. Die beiden großen Verbünde dürften ja früh im kommenden Jahr den Handel von Kryptowerten in der Fläche verfügbar gemacht haben. Von da aus müssen dann rollierend immer weiter Innovationen integriert werden.
Bei neuen Trading-Modellen früh dabei sein
Ein Beispiel dafür lässt sich in den USA beobachten, wo Robinhood die sogenannten Prediction Markets von Kalshi integrierte und damit schon beachtliche zusätzliche Erlöse erzielte. Kalshi und Polymarkets sind die beiden Protagonisten, die es ermöglichen, über Terminkontrakte auf künftige Ereignisse zu wetten. Robinhood und Revolut erkunden schon bei den Aufsehern, wie sich das in Europa bewerkstelligen lässt. Derivatekonstruktionen wären eine Option, die praktikabel und wohl einzig über die Finanzmarktaufsicht zu steuern wäre. Sollte sich da regulatorisch die Tür öffnen, sind die deutschen Banken, Neobanken und Neobroker gut beraten, auch das brandneue Trading-Modell der Prediction Markets zu integrieren.
