Geopolitische Ölpreisrisiken
Geopolitische Ölpreisrisiken
Energiemärkte
Geopolitische Ölpreisrisiken
Von Dieter Kuckelkorn
Der Ölpreis ist in der zu Ende gehenden Woche spürbar unter Druck geraten. Die führende Sorte Brent Crude, die vor einer Woche noch bei mehr als 70 Dollar je Barrel notierte, ist derzeit für wenig mehr als 65 Dollar zu haben. Es handelt sich also um einen nicht unerheblichen Rückgang. Ausgelöst wurde wurde er vor allem durch Berichte, gemäß denen das Kartell Opec plus seine bisherigen Förderkürzungen schneller als bisher gedacht rückgängig machen und die Produktion um 137.000 Barrel pro Tag (bpd) ausweiten will. Das Kalkül dahinter ist laut Nawaf Al-Sabah, Chef der Kuwait Petroleum Corp., dass sich die Nachfrage robuster zeige als bislang gedacht. Wie der jüngste Preisrutsch demonstriert, sind aber nicht alle Marktteilnehmer davon überzeugt, zumal auch das US-Energieministerium von einem recht ausgeprägten Anstieg der Lagerbestände an Rohöl in den USA berichtet hatte. Hinzu kam, dass im Irak die seit März 2023 brach liegende Pipeline Kirkuk-Ceyhan wieder gestartet wurde, so dass Öl aus der kurdischen Region des Iraks wieder den Weltmarkt erreicht. Hierbei geht es immerhin um rund 150.000 bpd, eine nicht unbeträchtliche Ölmenge.
Gelassenheit im Markt
Berücksichtigt man all dies, so kommt man zu dem Ergebnis, dass der Markt die Nachricht von der Opec plus im Grunde recht gelassen aufgenommen hat, was die Meinung Al-Sabahs bestätigen könnte. Daher erscheint ein starker weiterer Einbruch des Ölpreises derzeit als eher unwahrscheinlich.
Vorbereitungen für einen neuen Krieg
Es gibt aber auch Faktoren, die kurzfristig für einen starken Ölpreisanstieg sorgen könnten. Zu nennen ist an erster Stelle die Gefahr eines zweiten israelisch-amerikanischen Angriffs auf den Iran, der mit wieder fast 4 Mill. bpd ein bedeutender Ölproduzent ist. Wie die Auswertung von Flugdaten zeigt, verlegen die USA derzeit eine große Zahl von Tankflugzeugen in den Nahen Osten. Dasselbe war auch kurz vor dem Zwölftagekrieg Israels gegen den Iran im Juni diesen Jahres zu beobachten gewesen. Sollte es zu einer Neuauflage des Kriegs in der geopolitisch sensiblen Region kommen, dürfte der Brent-Ölpreis wieder deutlich über 70 Dollar klettern.