Aufgewacht im Scherbenhaufen
Aufgewacht im Scherbenhaufen
Autoindustrie
Aufgewacht im Scherbenhaufen
Von Sebastian Schmid
Die neuerliche Zoll-ÂDrohung von Donald Trump ist ein Weckruf, den die Autoindustrie
nicht gebraucht hat.
Sie wurde lĂ€ngst unsanft geweckt â und steht vor einem Scherbenhaufen.
Die Zolldrohung aus den USA konkretisiert sich. PrĂ€sident Donald Trump will am 2. April die Details verkĂŒnden. ZunĂ€chst dĂŒrften sich die Zölle auf Autoimporte in die Vereinigten Staaten auf rund 25% belaufen. Das wĂŒrde vor allem die deutschen Autobauer stark treffen, die einen groĂen Anteil ihrer VerkĂ€ufe im Land der zunehmend begrenzten Möglichkeiten importieren. Bei Porsche sind es sogar alle Autos. Entsprechend deutlich ging es fĂŒr die Porsche-Aktie am Mittwoch nach unten. Sie war die schwĂ€chste Aktie der drei Autobauer im Dax.
Zölle nur Sitze des Eisbergs
Dabei sind die drohenden US-Zölle nur die Spitze des Eisbergs fĂŒr die deutsche Autoindustrie. Am Ende sind es ManagementfehleinschĂ€tzungen aus den vergangenen Jahren, die Resilienz gekostet haben und die Unternehmen nun zu Rettungsmanövern zwingen. Vor diesem Hintergrund ist etwa die Ăberlegung von ZF zu sehen, die E-Antriebssparte abzuspalten. Die Friedrichshafener haben sich mit den Ăbernahmen von TRW und Wabco schwer verhoben und schleppen seitdem eine Nettoverschuldung von mehr als 10 Mrd. Euro mit sich herum. Der Schuldendienst kostet bereits heute jĂ€hrlich eine halbe Milliarde, Tendenz steigend.
Bei zuletzt rĂŒcklĂ€ufigen Ergebnissen, schrumpfenden Cashflows und einem Refinanzierungsbedarf von mehr als 2 Mrd. Euro jĂ€hrlich fĂŒr die kommenden fĂŒnf Jahre steht ZF mit dem RĂŒcken zur Wand. Zumal zugleich der Preisdruck in der Branche zunimmt. Die Hersteller haben ihre ElektrifizierungsplĂ€ne zuletzt deutlich zurĂŒckgefahren und damit auch die Bestellungen bei den Zulieferern.
Strategie beim Kunden durchgefallen
Mercedes-Benz zĂ€hlt zu den Herstellern, die sich krĂ€ftig verkalkuliert haben. Auch wenn die Zahlenvorlage erst in wenigen Stunden erfolgt, steht schon fest: Sowohl die Luxusstrategie, mit der der Anteil hochmargiger Fahrzeuge getrieben werden sollte, als auch die erste Elektro-Modellgeneration sind beim Kunden durchgefallen. Und hier schmerzen dennoch die Zölle. Wegen der geringen StĂŒckzahlen baut Mercedes seine E-Autos bislang meist in nur einem Werk und exportiert sie von dort in die Welt. Zieht Amerika und im Gegenzug Europa die Zollschranke hoch, wĂ€ren die Stuttgarter stark betroffen. Den Weckruf brauchte es nicht. Die Autoindustrie ist aufgewacht und sitzt in einem Scherbenhaufen.
