LeitartikelUBS hat Fernweh

Bald heißt es, bye bye Switzerland

UBS hadert mit den Plänen der Schweizer Regierung, die Eigenkapitalanforderungen zu verschärfen. Die Grossbank sehnt sich nach Amerika, wo sie ehrgeizige Pläne verfolgt.

Bald heißt es, bye bye Switzerland

UBS hat Fernweh

Bald heißt es, bye bye Switzerland

Von Dani Zulauf

UBS und die Schweiz ist wie die Sache mit der Topfpflanzen: Ein großes Bäumchen bringt den kleinen Pott schon bei einem leichten Windstoß aus dem Gleichgewicht.

Die Schweiz wird die UBS ziehen lassen müssen. Eine andere Lesart der jüngsten Entwicklungen fällt schwer. Im Sommer 2024 skizzierte Finanzministerin Karin Keller-Sutter Ideen, mit denen die UBS nach der Übernahme der Credit Suisse sicherer zu machen wäre. Seit Juni liegen die Vorschläge für neue Gesetze vor. Die Anhörungen sind angelaufen. Die Bank und die Regierungsbehörden sind sich in ihren gegensätzlichen Positionen bislang nicht näher gekommen.

Ein Schlüsselelement der Regulierung ist die Verpflichtung, dass die UBS ihre Auslandstöchter künftig zu 100% mit Eigenkapital im Schweizer Stammhaus unterlegen soll. Von 26 Mrd. Dollar zusätzlichem Eigenkapital ist die Rede. Das ist viel und im Urteil der UBS „exzessiv“. Doch diese Milliarden sind gar nicht das Hauptproblem der Bank. Es sind vielmehr die Hürden bei der weiteren Expansion im US-Markt.

Wachstum außerhalb der Schweiz teuer

Die vollständige Kapitalunterlegungspflicht für Auslandstöchter macht das Wachstum außerhalb der Schweiz teurer. So viel teurer, dass UBS im direkten Wettbewerb mit ihren US-Lokalrivalen nicht konkurrenzfähig werden kann. Genau das aber ist das Ziel der Schweizer. Im Oktober hat UBS in den USA als erste ausländische Bank den Antrag zur Genehmigung einer landesweiten Tätigkeit eingereicht. „Ein wichtiger Schritt in unseren strategischen Wachstumsplänen im größten Vermögensverwaltungsmarkt der Welt“, hieß es.

UBS will für ihre US-Kunden nicht mehr nur Vermögensverwalterin sein, sondern Hauptbank werden - mit Sparkonto, Gehaltskonto, Kontokorrent und Hypothekarkredit. In welche Dimensionen die UBS in Amerika konkret wachsen will, ist nicht bekannt. Aber die Pläne dürften sehr ehrgeizig sein. Schon 2021 schwärmte das Team um den damaligen UBS-Chef Ralph Hamers davon, die Schweizer Großbank zur ersten Herausfordererin der um ein Mehrfaches größeren Platzhirsche wie Morgan Stanley und JP Morgan Chase zu machen. Nicht zufällig sponsert UBS seit 2020 das Hockey-Stadion des NHL-Vereins New York Islanders. 25 Jahre nach der Milliardenübernahme des alteingesessenen US-Finanzberaters Paine Webber ist der erhoffte Durchbruch noch immer nicht gelungen. Mit ein paar zusätzlichen Kontoangeboten ist der Rückstand nicht aufzuholen. UBS wird sich mit finanziellen Anreizen attraktiver machen und größere Risiken eingehen müssen.

Es noch einmal probieren

Damit sind Schweizer Banken im US-Markt immer schlecht gefahren. Trotzdem kann und darf die  Schweiz dem UBS-Management und seinen Aktionären nicht verbieten, es noch einmal zu probieren. Was die Schweiz aber tun kann und tun muss, ist das Vorhaben regulatorisch so zu begleiten, dass die hiesigen Sparer und Steuerzahlenden den größten Schutz erhalten.

Theoretisch wäre das auch mit einem „Ring Fencing“ möglich. Dabei wird das Schweizer Geschäft so eingezäunt, dass es von Problemen im Ausland nicht existentiell bedroht werden kann. Doch die Regierung bevorzugt die radikalere Variante der Eigenmittelstärkung. Beides läuft aufs Gleiche hinaus: Ein striktes Regime in der Schweiz schmälert die Konkurrenzfähigkeit der UBS im Ausland. Wenn die Bank an ihren Plänen zur US-Expansion festhalten will, muss sie dorthin gehen, wo sie konkurrenzfähig wirtschaften kann.

Keine Änderung der US-Strategie

Möglicherweise sieht das UBS-Management das Land von Präsident Donald Trump inzwischen als geeigneten Standort - zumal eine Änderung der US-Strategie offiziell „kein Thema“ ist. Für die eidgenössischen Behörden wäre die Arbeit nach einem Exodus aber nicht erledigt. Erst recht müssten sie dafür sorgen, dass die Schweizer Geschäfte einer UBS mit Sitz in Amerika regulatorisch so eingezäunt werden, dass die auf Konten in der Schweiz liegenden Gelder sicher sind. Gut möglich, dass sich eine amerikanisierte UBS gezwungen sähe, ihr angestammtes Schweizer Geschäft abzuspalten. Es wäre hinter hohen Zäunen wohl deutlich weniger rentabel. Bye bye Switzerland würde dann doch nicht ganz bye bye UBS heißen.