Notiert inLondon

Fish & Chips auf dem Geldschein

Die Briten dürfen mitentscheiden, was auf ihren Banknoten zu sehen ist. Was kommt auf die Rückseite: Fish & Chips oder das Wembley-Tor?

Fish & Chips auf dem Geldschein

Notiert in London

Fish & Chips auf dem Geldschein

von Andreas Hippin

Banknoten sagen viel über ein Land aus. Die Bank of England will die Bürger darüber entscheiden lassen, was künftig auf ihnen zu sehen sein soll. Um das Antlitz des Monarchen wird man dabei nicht herumkommen. Doch die Rückseite lässt sich frei gestalten. Seit 1970 sind dort historische Persönlichkeiten zu sehen. Es begann mit William Shakespeare. Dann kamen andere wie Winston Churchill und Jane Austen hinzu.

Bis Ende Juli haben die Briten die Möglichkeit, ihre Wünsche zum Ausdruck zu bringen. Zwar ist das Thema historische Persönlichkeiten immer noch nicht passé. Doch stehen neben bekannten Köpfen, Bauwerken und Orten auch andere Dinge auf der Liste der Notenbank, die Natur zum Beispiel. In der Nation von Tierliebhabern dürften sich viele dafür begeistern, einheimische Tiere auf den Banknoten abzubilden. Münzen zieren ja mit dem Segen von Charles III bereits Haselmäuse und Eichhörnchen.

Concorde oder Hovercraft?

Auch Innovationen könnten so gefeiert werden. Eine Illustration der Bank of England zeigt Windkraftanlagen auf einem Mustergeldschein, obwohl sie nicht in Großbritannien erfunden wurden. Der erste programmierbare Computer Colossus, das Überschallflugzeug Concorde oder das Luftkissenfahrzeug Hovercraft wären es dagegen wert, so gewürdigt zu werden.

Banknoten seien „eine symbolische Verkörperung unserer kollektiven nationalen Identität und eine Gelegenheit, das Vereinigte Königreich zu feiern“, sagt Victoria Cleland, Chief Cashier der Bank of England. Sie sei wirklich gespannt darauf, was aus der Bevölkerung so komme. Historische Ereignisse wie der Sieg über Napoleon in Waterloo ließen sich ebenso darstellen wie Motive aus Kunst, Kultur und Sport.

Ein Denkmal für das Wembley-Tor

Da fällt die Entscheidung schwer: Beatles oder Black Sabbath? Cricket, Fußball oder Tennis? Warum nicht gleich das Wembley-Tor, das den Engländern 1966 im Endspiel der Fußball-WM gegen Deutschland zum Sieg verhalf?

Die Bank of England empfiehlt in ihrer Ausschreibung, keine Bildsprache zu verwenden, von der sich Gruppen beleidigt oder ausgeschlossen fühlen könnten. Das ist angesichts der großen Sensibilisierung für vermeintliche Diskriminierung auf allen Seiten nicht einfach. Man sollte dennoch nicht den kleinsten gemeinsamen Nenner anstreben.

Veganes Selleriesteak

Was dabei herauskommt, zeigen die Geldscheine der Eurozone. Sie tragen nicht dazu bei, eine gemeinsame europäische Identität zu stiften. Man fragt sich bestenfalls, ob die anonymen Brücken ins Nichts, die darauf zu sehen sind, mit Fördermitteln aus Brüssel gebaut würden.

Deshalb folgender Vorschlag: einfach die kulinarischen Highlights abbilden. Chicken Tikka Masala, Cornish Pasties, Fish & Chips und Haggis. Vielleicht noch ein veganes Selleriesteak, damit alle zufrieden sind. Wie bitte? Warum da kein Schweinefleisch dabei ist? Nein, das ist kein Beleg für eine schleichende Islamisierung. Aber so schwierig kann es sein mit der „kollektiven nationalen Identität“.