KommentarBrics-Erweiterung

Bedingt wirkungsmächtig

Die Erweiterung der BRICS-Gruppe von fünf auf elf Mitglieder soll ein Zeichen der Stärke sein. Es sind aber Zweifel angebracht. Länder wie Brasilien und Indien müssen zudem aufpassen, sich nicht instrumentalisieren zu lassen.

Bedingt wirkungsmächtig

BRICS

Bedingt wirkungsmächtig

Von Mark Schrörs

Die BRICS-Erweiterung soll Stärke zeigen. Es sind aber Zweifel angebracht.

Nach langem Ringen hat die BRICS-Gruppe wichtiger Schwellenländer eine Erweiterung beschlossen. Ziel sind mehr politische Mitsprache und mehr wirtschaftlicher Einfluss weltweit – und weniger Abhängigkeit vom US-Dollar. So nachvollziehbar viele der Wünsche sind, so fraglich erscheinen Mittel und Erfüllung. Vor allem Länder wie Brasilien oder Indien müssen aufpassen, dass sie sich nicht instrumentalisieren lassen und dass sie sich am Ende nicht mehr schaden als nutzen.

Wenig verwunderlich ist, dass vor allem US-Dauerrivale China und Kriegstreiber Russland auf ein stärkeres politisches Gegengewicht zu den USA und dem Westen dringen. Nun hat die US-Hegemonie in den vergangenen Jahrzehnten zweifellos auch Schattenseiten gehabt und eine mehr multipolare Weltordnung kann ihr Gutes haben. Bei einem Zusammenschluss autoritärer Staaten wie China, Russland, Iran und Saudi-Arabien besteht da aber wenig Hoffnung. An einer Frontstellung etwa zu den G7 dagegen können Länder wie Brasilien, Argentinien oder Indien kein Interesse haben. Wie sehr die erweiterte Gruppe künftig mit einer Stimme sprechen wird, erscheint ohnehin fraglich. Schon die aktuelle Fünfergruppe ist nicht sonderlich kohärent. Da sind die G7 trotz aller Konflikte viel homogener und folglich wirkungsmächtiger.

Wirtschaftlich ist der BRICS-Block jetzt schon eine Macht. Diese nimmt durch die Aufnahme großer Energieproduzenten wie Saudi-Arabien noch zu. Es muss sich aber zeigen, was die Gruppe daraus macht. Die Gründung der New Development Bank war ein guter Schritt und stärkt auch das globale Finanzsicherheitsnetz. Fakt ist aber auch, dass sich schon die fünf auch wirtschaftlich nicht immer grün waren. Was in jedem Fall verhindert werden muss, ist eine weitere geoökonomische Fragmentierung. Gerade für Schwellenländer dürfte es dann nur schwieriger werden, mithilfe eines exportbasierten Ansatzes rasch aufzuholen.

Was die Abhängigkeit vom Dollar betrifft, erscheint die Einführung einer BRICS-Währung absehbar illusorisch. Und sie durch eine Abhängigkeit vom Renminbi zu ersetzen, wäre einzig im Interesse Chinas. Saudi-Arabien hat seinen Riyal sogar an den Dollar gekoppelt. Fraglos wäre statt der globalen Dollar-Dominanz ein System mehrerer gleichberechtigter Währungen wünschenswert. Das lässt sich aber nicht verordnen.

Für den Westen sollte die Erweiterung ein Weckruf sein. Jenen Ländern, die ernsthaft an Kooperation interessiert sind und zumindest demokratienah sind, müssen bessere Angebote gemacht werden – durch mehr Mitsprache bei den G20 oder dem IWF, durch Handelsabkommen, durch Wirtschafts- und Entwicklungshilfe. Mit starrer Blockbildung ist niemandem geholfen.

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