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Bei Bayer bestimmen Gerichte den Aktienkurs

Die Bayer-Aktie hat in der abgelaufenen Woche Boden gutgemacht. Auslöser war eine Vergleichsvereinbarung. Doch schon steht das nächste Urteil in der Causa PCB bevor.

Bei Bayer bestimmen Gerichte den Aktienkurs

Bayer

Wenn Gerichte
den Kurs machen

Von Annette Becker

Welch große Wirkung die Rechtsstreitigkeiten in den USA auf das Wohl und Wehe der Bayer-Aktie haben, hat die abgelaufene Handelswoche eindrucksvoll bewiesen. Anders als der Bluechip-Index, der auf Wochensicht mehr oder minder auf der Stelle trat, hat der Chemie- und Pharmakonzern in den vergangenen fünf Handelstagen 5,6% gewonnen. Impulsgeber für die Kursentwicklung war die Nachricht, dass Bayer das Gros der PCB-Klagen im Vergleichsweg aus dem Weg räumt. Natürlich ist die außergerichtliche Einigung nicht for free, doch hatte Bayer im zweiten Quartal bilanziell vorgesorgt.

Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass die Causa PCB mit dem Vergleich für Bayer noch nicht ganz ausgestanden ist. Von der Vereinbarung ausgenommen sind neun Fälle, in denen Urteile zu Ungunsten des Unternehmens ergingen und gegen die Bayer Rechtsmittel eingelegt hat. On top kommt der Fall Erickson. Hier hatte Bayer in erster Instanz verloren und in zweiter Instanz gewonnen. Jetzt liegt der Fall beim Obersten Gerichtshof im Bundesstaat Washington. Die Urteilsverkündung soll kurz bevorstehen.

Urteil mit Signalwirkung

Dem Urteil wird Signalwirkung beigemessen, weil es auch über die Vorgehensweise in den übrigen neun Fällen entscheiden dürfte. Das Unternehmen hofft, dass ihm zumindest der Strafschadenersatz erlassen wird. Die Schadenersatzzahlung, zu der Bayer in erster Instanz verdonnert worden war, hatte sich auf mehr als 185 Mill. Dollar summiert. Mit 135 Mill. Dollar war das Gros auf Strafschadenersatz (punitive damages) entfallen. Diese Schadenersatzform gibt es im Bundesstaat Washington normalerweise nicht. Daher hatte die Klägerseite auf Missouri-Recht zurückgegriffen, dem Firmensitz der einstigen Monsanto. Doch unabhängig vom Urteil des Supreme Court steht heute schon fest: Es wird kursrelevant sein.

Es lässt sich nur ansatzweise erahnen, welches Kurspotenzial im Abräumen der Glyphosatklagen stecken würde. Bayer-CEO Bill Anderson hat versprochen, die Rechtsrisiken bis Ende 2026 „signifikant einzudämmen“. Daran wird er sich messen lassen müssen.