Berlusconi verliert bei ProSiebenSat.1 nur eine Schlacht
TV-Markt
Berlusconi verliert (nur) eine Schlacht
Von Gerhard Bläske
Piersilvio Berlusconis Medienkonzern Media for Europe (MFE) kontrolliert jetzt 43,6% der Anteile von ProSiebenSat.1. Damit ist der Italiener (noch) nicht am Ziel. Er hat vielleicht eine Schlacht verloren, aber den Krieg dürfte er gewinnen. Denn Berlusconi hat gute Chancen, in einem zweiten Anlauf auf mehr als 50% zu kommen. Die Aktionäre haben in einer Nachfrist nun die Möglichkeit, ihre Aktien bis Anfang September noch einzubringen.
Und selbst wenn das nicht reichen sollte, hat der Sohn des ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten in den letzten sechs Jahren bewiesen, dass er Geduld hat. Er sieht sein Engagement als strategisch an und träumt von einer europäischen Senderfamilie, die es mit Amazon, Netflix und Disney aufnimmt. Er dürfte sich die fehlenden Anteile für eine absolute Mehrheit über kurz oder lang sichern. Es ist unwahrscheinlich, dass ihm da der tschechische ProSiebenSat.1-Aktionär PPF in die Suppe spukt: Für die Tschechen dürfte es nur eine Frage des Preises sein, bis sie ihre Anteile auch einbringen.
Synergien allenfalls begrenzt
So weit, so gut für Berlusconi. Eine ganz andere Frage ist, wie die Italiener die angepeilten Synergien von bis zu 481 Mill. Euro bis 2029 mit ProSiebenSat.1 erreichen wollen. Denn Fernsehmärkte sind und bleiben national und wenn überhaupt, dann funktionieren solche Synergien vielleicht noch zwischen romanischen Ländern wie Italien und Spanien, in denen MFE Marktführer im Fernsehmarkt ist. Was auf nationaler Ebene funktioniert, wie eine Kooperation von RTL und ProSiebenSat.1 im Werbemarkt, das funktioniert noch längst nicht auf europäischer Ebene.
Berlusconi hat die kartellrechtlichen Fragen geklärt. Die politischen Widerstände in Deutschland sind wohl überwunden. Und auch für die offenen finanziellen Fragen und die Übernahme einer Mehrheit dürften keine großen Hindernisse aufkommen. Seine größte Herausforderung ist es, seine Idee einer europäischen Senderfamilie zu einem funktionierenden Geschäftsmodell zu machen. Dass das gelingt, darf man bezweifeln.