Kommentar Scholz in China

Beschwerdenkatalog im Gepäck

Deutsche Unternehmen in China beschweren sich über unfairen Wettbewerb. Bundeskanzler Olaf Scholz soll das Thema bei seiner zweiten China-Reise aufgreifen.

Beschwerdenkatalog im Gepäck

Scholz in China

Beschwerdekatalog im Gepäck

Von Norbert Hellmann

Wenige Tage bevor der Bundeskanzler seine zweite China-Visite antritt, sorgt die Deutsche Handelskammer in China mit einer nicht ganz zufällig getimten Umfrage bei ihrer Unternehmensklientel für einigen Gesprächsstoff. In der am Mittwoch vorgestellten Erhebung bekunden zwei Drittel der befragten deutschen Unternehmen mit Präsenz in China, dass sie unfairen Wettbewerbspraktiken ausgesetzt sind, die ihre Geschäfte und Wachstumsperspektiven vor Ort behindern.

Ungleicher Marktzugang

Die Beschwerden über eine systematische Benachteiligung im Wettbewerb mit chinesischen Konkurrenten beziehen sich in erster Linie auf ungleichen Marktzugang. Entscheidend sind nicht nur Chinas seit jeher zögerliche Marktöffnungspraktiken, sondern auch der Zugang zum Behördenapparat und das alles entscheidende Networking mit lokalen Regierungsstellen. Hier zeitigt unterschiedliche Behandlung von heimischen und ausländischen Firmen ernste Auswirkungen auf den Geschäftserfolg.

Die Deutschen Unternehmen vor Ort betonen fast einhellig, dass sie einen erhöhten Kostendruck, verminderte Gewinne und geringere Marktanteile spüren. Sie knüpfen einen direkten Zusammenhang zu einem verschärften Wettbewerb, der unter ungleichen Spielregeln erfolgt. Was hat der Kanzler damit zu tun? „Die Erwartung ist, dass Bundeskanzler Scholz die Herausforderungen , die wir haben, hier verständlich macht“, sagte ein Spitzenvertreter bei der Außenhandelskammer (AHK) China am Mittwoch.

Gesunde Skepsis dank leidvoller Erfahrungen

Es geht wohl darum der chinesischen Regierung deutlich zu machen, dass ihre nach Abschaffung der Pandemierestriktionen losgetretene Willkommenskampagne für ausländische Direktinvestoren noch lange nicht ausreicht , um neues Investitionsvertrauen zu schaffen. In der Tat stoßen die salbungsvoll angekündigten Öffnungsschritte und hochheiligen Gleichbehandlungsversprechen bei der deutschen, wie auch bei anderen ausländischen Handelsvertretungen auf eine gesunde Skepsis, die von leidvollen Erfahrungen geprägt ist.  

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