KommentarGebeutelter Chipkonzern

Big Tech droht mit Intel-Investments ein Milliardengrab

Mit Investitionen in die gebeutelte Intel begeben sich Amerikas Tech-Riesen auf eine schiefe Ebene. Denn der finanziellen Unterstützung dürfte der politische Zwang zu strategischer Kooperation folgen.

Big Tech droht mit Intel-Investments ein Milliardengrab

Intel

Milliardengrab
für Big Tech

Von Alex Wehnert

Bei Beteiligungen an Intel stehen Risiko und Ertrag für Tech-Riesen in keinem Verhältnis. Doch nachdem sich Nvidia zu einem 5 Mrd. Dollar schweren Investment in den tief gefallenen Konzern breitschlagen lassen hat, führt nun offenbar auch Apple frühe Gespräche über eine Kapitalspritze. Die Motivation ist klar: Big Tech wirbt um die Gunst der US-Regierung, die sich unter Präsident Donald Trump eine rund zehnprozentige Staatsbeteiligung an Intel gesichert hat. Der selbsternannte Chef-Dealmaker im Weißen Haus kann sich darüber freuen, dass Washingtons Stück am Kuchen infolge des Nvidia-Einstiegs und der Apple-Berichte deutlich an Wert gewonnen hat. Doch denken bei der jüngsten Euphorie um Intel alle Seiten zu kurz.

Aufspaltung als einziger Weg

Denn der angeschlagene Halbleiterriese erzielt mit Investitionen von Big Tech nur taktische Gewinne, wo eine strukturelle Neuorientierung notwendig wäre. Intel hat ihre Marktführerschaft schon vor langer Zeit an die taiwanesische TSMC verloren und versucht seit 2021 verzweifelt, mit dem Aufbau einer vom Design getrennten Auftragsfertigung aufzuholen. Bisher ist die Foundry ein schweres Verlustgeschäft. Eine Veräußerung der Sparte wäre der einzige Weg, um den Konzern gesünder aufzustellen. Doch die Trump-Administration als mächtiger Anteilseigner blockiert einen solchen Schritt.

Freut sich über kurzfristige Wertsteigerungen der Staatsbeteiligung an Intel: US-Präsident Donald Trump.
Freut sich über kurzfristige Wertsteigerungen der Staatsbeteiligung an Intel: US-Präsident Donald Trump.
picture alliance / ZUMAPRESS.com | Bianca Otero

Indem sich Tech-Riesen politisch instrumentalisieren lassen, Intel unter die Arme zu greifen, begeben sie sich auf eine gefährliches Terrain. Denn der finanziellen Unterstützung dürfte bald die Nötigung zu srategischer Hilfe folgen. Nvidia hat sich schon zu einer gemeinsamen Produktentwicklung bereiterklärt. Trump lässt indes durchblicken, dass er Abnehmer entlang der Lieferkette dazu zwingen könnte, US-Auftragsfertigung in Anspruch zu nehmen. Nvidia sowie möglicherweise auch Apple und andere Riesen müssten also Chips von einem Anbieter beziehen, der den Beweis, komplexe Prozessordesigns verlässlich umsetzen zu können, bislang schuldig geblieben ist. In einem aufgeheizten Wettbewerb mit chinesischen Rivalen um die KI-Hoheit blüht Big Tech also eine massive Wertvernichtung.