BMWs schnellerer Weg zum Ziel
BMWs schnellerer Weg zum Ziel
Elektrifizierung
Viele Routen, ein Ziel
Von Sebastian Schmid
Die Elektrifizierungsstrategien von Volkswagen und BMW haben in den vergangenen Jahren für reichlich Debatten gesorgt. Während VW oft für die konsequente Elektrifizierung gelobt worden ist, setzte es für den Münchener Rivalen nicht selten Kritik – insbesondere aus der Politik. BMW scheut die technologische Festlegung und setzt stattdessen auf Plattformen und Produktionsstraßen, die sowohl batterieelektrische als auch mit Verbrennungsmotor ausgestattete Fahrzeuge zulassen. Das Kalkül dahinter: Je nach Nachfrageentwicklung kann der Autobauer die Anteile in der Produktion in Richtung E-Autos oder Verbrenner verschieben. Einige Beobachter fanden das smart, andere inkonsequent.
Mit der Vorlage der Zahlen zum ersten Quartal lässt sich vor allem eines konstatieren: Die Route, die BMW eingeschlagen hat, führt schneller zum Ziel. Der Anteil batterieelektrischer Fahrzeuge (BEVs) am Gesamtabsatz kletterte binnen Jahresfrist von 5,9 auf 11%. Für das Gesamtjahr peilt CEO Oliver Zipse einen Anteil von 15% an. Bei Volkswagen kletterte der Anteil der BEVs derweil nur von 5,2 auf 6,9%. Die Wolfsburger hoffen mit einer starken zweiten Jahreshälfte noch auf 10% im Gesamtjahr.
Der Vergleich zeigt, dass zu einer erfolgreichen Transformation mehr gehört als der von Ex-VW-Chef Herbert Diess postulierte „Mut zum radikalen Umsteuern“. Der Kunde muss schon an Bord bleiben wollen. Das scheint bei BMW besser zu glücken als bei mancher Marke im VW-Konzern. Diess’ Nachfolger Oliver Blume hat das wohl auch erkannt. Das Design des Modells ID.2, das 2025 für unter 25.000 Euro auf den Markt kommen soll, hat der CEO grundlegend überarbeiten lassen. Jetzt erinnert es optisch deutlich mehr an einen Polo als an die größeren Geschwister der ID-
Familie.
Auch bei Porsche hat Blume nachgesteuert. Die aktuellen Verbrenner-Generationen des Macan und Cayenne werden parallel zu ihren neuen vollelektrischen Nachfolgern noch einige Jahre weiterlaufen. BMW fährt diese Strategie über die gesamte Modellpalette. Die Kunden empfinden das anders als mancher Unternehmensbeobachter überwiegend nicht als inkonsequent. Der direkte Vergleich scheint den Verkauf der Elektro-Varianten sogar zu fördern. Die
europäische Politik, die das schnelle
Umschwenken auf reine E-Autos
zum Ziel erkoren hat, sollte ihre Strategie der zeitnahen Beschränkung der
Antriebsauswahl noch einmal überdenken. Die auf den ersten Blick direktere Route führt eben nicht immer am schnellsten zum Ziel.
