Alle Augen auf die Fed
Alle Augen auf die Fed
Japans Geldpolitik
Alle Augen
auf die Fed
Von Kai Johannsen
Hört, hört! Die Verantwortlichen der Bank of Japan (BoJ) schlagen in Sachen Zinskurs andere Töne als bisher an. Marktakteure interpretieren dies derart, dass die Zentralbank die Märkte auf eine Zinsanhebung vorbereiten wollen, die vermutlich schon recht kurzfristig, d.h. bei der Sitzung am 18. und 19. Dezember erfolgen könnte. BoJ-Gouverneur Kazuo Ueda erklärte kürzlich, die BoJ werde in den kommenden Sitzungen die „Durchführbarkeit und den Zeitpunkt” einer Zinserhöhung diskutieren. Das ist eine klare Änderung gegenüber früheren Äußerungen, es gebe keinen festgelegten Zeitpunkt für eine Änderung der Politik. Innerhalb der japanischen Zentralbank soll – so heißt es in Marktkreisen – eine wachsende Zahl von Vorstandsmitgliedern der BoJ die Voraussetzungen für eine Anhebung als gegeben ansehen.
Aber was ist der Grund für diese vermutlich schon in Kürze anstehende Änderung der Geldpolitik? Zuletzt hatte die BoJ im Januar die Zinsen auf die nach wie vor aktuellen 0,5% angehoben. Doch seitdem hat die Notenbank die Kreditkosten als reine Vorsichtsmaßnahme vor den wirtschaftlichen Auswirkungen der US-Zölle stabil gehalten. Sorgen in Sachen Handelskrieg standen seitdem also im Vordergrund. Nun scheint sich bei den Verantwortlichen aber mehr und mehr die Ansicht durchzusetzen, dass der Yen-Schwäche, die sich zu einem Trend auswächst, wohl eine höhere Aufmerksamkeit zu schenken ist, sprich der Währung womöglich unter die Arme gegriffen werden muss. Denn schließlich bedeutet ein schwacher Yen auch Inflationsgefahren via höherer Importkosten, die die Notenbank im Blick behalten muss.
Wie immer gibt es ein Aber, denn die Fed tagt eine gute Woche vorher. Eine Zinssenkung der Fed könnte den Dollar tendenziell schwächen und damit den Yen stützen. Das verringert den Druck auf die BoJ, sofort in der Zinspolitik zu reagieren. Wenn die US-Notenbank infolge von Inflationssorgen an ihrer gegenwärtigen Politik festhält oder gar künftige Zinssenkungen ausschließt, könnte ein darauffolgender Anstieg des Dollars den Yen schwächen und die BoJ zusätzlich unter Druck setzen, im nächsten Monat die Zinsen anzuheben. Auch bei der BoJ gilt damit: Alle Augen auf die Fed.
