Im Datenraum Halbleiter

Lieferketten mit Bruchstellen

Für 80% der deutschen Industrie sind Halbleiter unverzichtbar. Das macht die Unternehmen anfällig für schwere Folgen von Handelskonflikten.

Lieferketten mit Bruchstellen

Halbleiter

Lieferketten mit Bruchstellen

jh München

Nexperia hat alle wachgerüttelt, vor allem die Autobranche. Die Turbulenzen um den niederländisch-chinesischen Chiphersteller verdeutlichen auf fatale Weise wieder einmal die Risiken der stark von chinesischen und US-amerikanischen Halbleitern abhängigen deutschen Industrie. Die kleinen Bauelemente sind wie auch Seltene Erden Druckmittel in den Handelskonflikten zwischen den großen Wirtschaftsblöcken USA, China und Europäische Union. Ohne sie geht oft nichts mehr.

In Deutschland verwenden 91% der Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe sowie der Informationstechnik und Telekommunikation Halbleiter. „Für 80% sind sie unverzichtbar“, sagt Ralf Wintergerst, der Präsident des Branchenverbands Bitkom. Eine große Mehrheit kaufe in den USA und China. „Wenn dort etwas hakt, stehen hierzulande die Bänder still.“ Kurzfristig seien solche Schocks kaum auszugleichen. Es dauere oft Monate, bis eine Alternative gefunden, eingekauft, geprüft und freigegeben sei.

Reaktion auf den Mangel

Die Unternehmen haben das Problem erkannt. Schon zum Ende der Corona-Pandemie hatte vor allem die Autoindustrie mit einem Chipmangel zu kämpfen. Damals ließ sich das für die Unternehmen einigermaßen verschmerzen, denn angesichts des mangelnden Fahrzeugangebots konnten die Hersteller höhere Preise und stattliche Margen durchsetzen.

Immerhin könnten die Unternehmen Lieferengpässe inzwischen wohl etwas besser bewältigen. Mehr als die Hälfte kauft Halbleiter auf Lager ein und baut Bestände auf, wie eine Umfrage des Bitkom ergeben hat. Die Ergebnisse wurden vor kurzem veröffentlicht, bevor der Fall Nexperia deutlich machte, dass die Lieferketten nach wie vor Bruchstellen haben.

Programme der Politik

Sowohl die Bundesregierung als auch die EU haben vor einiger Zeit Programme gestartet, um Versorgungssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit der hiesigen Entwicklung und Produktion von Halbleitern zu stärken. Die Weichen seien gestellt, sagt Bitkom-Präsident Wintergerst. „Aber jetzt braucht es deutlich mehr Tempo, klare Verantwortlichkeiten und messbare Meilensteine.“