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China baut seinen Vorsprung in der Kernenergie aus

China erzielt bedeutende technologische Fortschritte im Bereich der Kernenergie der vierten Generation. Der Westen ist in dieser wichtigen Zukunftstechnologie abgehängt.

China baut seinen Vorsprung in der Kernenergie aus

Kernenergie

China baut
Vorsprung aus

Von Dieter Kuckelkorn

Kernenergie ist bekanntlich eine der wenigen realistischen Optionen, die CO2-Emissionen weltweit deutlich zu reduzieren. Allerdings ist Uran ein knapper Brennstoff, der sich bereits deutlich verteuert hat. Zudem ist Uran ein Spielball der Geopolitik, wodurch die Versorgung nicht überall und immer gesichert ist. Wie wäre es also, wenn sich ein anderer nuklearer Brennstoff erschließen ließe, der weltweit im Überfluss vorhanden und noch dazu geografisch gleichmäßiger verteilt wäre?

Technologischer Durchbruch

Diese Perspektive ist nun deutlich näher gerückt mit einem weiteren technologischen Durchbruch chinesischer Wissenschaftler. Sie arbeiten an einem Reaktor, der mit Thorium als Spaltmaterial arbeitet. Im Frühjahr war es ihnen bereits erstmals gelungen, ihren 2-Megawatt-Versuchsreaktor im laufenden Betrieb mit Brennstoff zu befüllen − allerdings nur mit Uran-233, das extern aus Thorium erzeugt werden musste. Nun jedoch gelang die erste Umwandlung innerhalb des Reaktors im laufenden Betrieb von Thorium-232 in Uran-233, mit dem dann die eigentliche Energiegewinnung aus Kernspaltung erfolgt. Damit ist die technische Machbarkeit bewiesen und ein erster kommerzieller 100-Megawatt-Reaktor soll um das Jahr 2035 in China entstehen.

Keine Atombomben

Der Erfolg ist bemerkenswert, denn die USA haben den Thorium-Reaktor Ende der 1960er Jahre aufgegeben, weil sich damit kein spaltbares Material für Atombomben herstellen lässt, und Deutschland Ende der 1980er Jahre. Im Westen gibt es vor allem kleine Startup-Unternehmen, deren Haupterzeugnisse optimistische Pressemitteilungen sind.

Anschluss verloren

Damit droht der Westen in einer weiteren wichtigen Zukunftstechnologie, nämlich der Kernenergie der vierten Generation, den Anschluss zu verlieren. Auch in der auf Uran und Transuranen basierenden Kernenergie der dritten Generation haben andere die Nase vorn − etwa Rosatom, die skalierbare Reaktoren fast serienreif hat sowie Kernkraftwerke, die mit Atommüll arbeiten, so dass ein geschlossener Brennstoffkreislauf möglich wird.