KommentarJahreszahlen

Commerzbank muss sich erst bewähren

Die Commerzbank will sich neu erfinden und unabhängiger vom Zinsüberschuss werden. Die Investoren zeigen sich noch nicht recht überzeugt.

Commerzbank muss sich erst bewähren

Commerzbank

Hoffnungswert Provisionen

Von Anna Sleegers

Kann die Commerzbank ihre Zinsabhängigkeit mindern? Noch zweifeln die Investoren.

Es läuft rund für die Commerzbank. Obwohl der Kampf um Kundeneinlagen in vollem Gange ist, hat sie im Schlussquartal noch einmal höhere Zinseinnahmen verbucht als erwartet. Zwar konnte das Institut nicht ganz an den Rekord des Vorquartals anknüpfen, doch der lediglich geringfügige Rückgang war im Wesentlichen darauf zurückzuführen, dass die Europäische Zentralbank (EZB) die Mindestreserve nicht mehr verzinst. Unter dem Strich aber hat der Anstieg des Zinsüberschusses das Jahr 2023 geprägt: Er legte um knapp 30% auf 8,4 Mrd. Euro zu. Das entspricht gut zwei Dritteln der gesamten Erträge.

Orlopp betreibt Erwartungsmanagement

Für das laufende Jahr tut Finanzvorständin Bettina Orlopp gut daran, die Erwartungen zu dämpfen, indem sie einen Rückgang des Zinsüberschusses auf 7,9 Mrd. Euro prognostiziert. Angesichts der unsicheren konjunkturellen Lage und der Signale, dass die Inflation in der Eurozone mitnichten gebannt ist, lässt sich die künftige Zinsentwicklung kaum vorhersehen.

Vor allem aber wollen auch die Kunden vom gestiegenen Zinsniveau profitieren. Das sogenannte Einlagen-Beta, also der Anteil der Zinsen, den die Commerzbank weiterreichen muss, steigt, je länger das Zinsniveau vergleichsweise hoch ist. Hatte diese Kennziffer im dritten Quartal noch bei 25% gelegen, stieg sie im Schlussquartal auf 30%.

Wohin die Reise gehen könnte, machte sich Orlopp zufolge im Dezember bemerkbar, als das Einlagen-Beta aufgrund unerwartet hoher Zuflüsse beim Tagesgeld auf 32% stieg. Für 2024 rechnet das Institut vor diesem Hintergrund vorsichtshalber mit 35%.

Gut möglich, dass dies konservativ genug ist, um auch 2024 die Erwartungen des Markts wieder zu übertreffen. Besser wäre jedoch, wenn es dem Institut gelingen würde, sich tatsächlich unabhängiger zu machen vom Zinsumfeld. Am Donnerstag hat das Management noch einmal bekräftigt, dass der Provisionsüberschuss künftig um durchschnittlich 4% pro Jahr steigen soll.

Ob die Übernahme des Assetmanagers Aquila Capital und die flankierende Initiative zum organischen Wachstum des Bereichs sowie die zusätzlichen bezahlpflichtigen Serviceangebote für Firmenkunden dafür ausreichen, muss die Commerzbank erst noch unter Beweis stellen. Details dazu, was es sich betriebswirtschaftlich von den Folgen der Übernahme verspricht, will das Institut erst nach dem Abschluss der Transaktion liefern. Die noch immer verhaltene Entwicklung der Börsenbewertung zeigt, dass die Anleger derzeit nicht gewillt sind, Vorschusslorbeeren zu gewähren.

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