KommentarWeltklimakonferenz

COP 30 droht zur China-Show zu werden

Der Rückzug der USA aus der globalen Klimaschutzdiskussion könnte eine Chance für Europa sein, wird aber vor allem von China genutzt.

COP 30 droht zur China-Show zu werden

Weltklimakonferenz

Europa laviert, China brilliert

Von Sebastian Schmid

Der Rückzug der USA aus der globalen Klimaschutzdiskussion könnte eine Chance für Europa sein, wird aber vor allem von China genutzt.

Die Weltklimaschutzkonferenz erlebt in der 30. Auflage eine erste Midlife-Crisis. Die Vereinigten Staaten, die sich unter Präsident Donald Trump komplett vom Klimaschutzgedanken abgewandt haben, nehmen bei der COP 30 im brasilianischen Belém schon gar nicht mehr teil. Die europäischen Länder bleiben zwar an Bord, lavieren aber zu Hause längst, wenn es um konkrete Zusagen und Fahrpläne geht.

So will Deutschland wieder mehr in fossile Energieträger investieren, weil die heimische Industrie danach ruft. Das Timing ist suboptimal. Denn bis neue Gaskraftwerke ans Netz gehen, ist die industrielle Basis womöglich längst abgewandert oder zumindest stark ausgedünnt. Die Entscheidung dafür, so man sie denn als richtig erachtet, hätte vor Jahren fallen müssen. Ohnehin bleibt die Versorgungslage mit Gas eine unsichere, da die Importabhängigkeit auf Dauer angelegt ist. Statt einseitig von Russland abzuhängen, sind es nun eben auch die USA und Katar, die neben Norwegen und Russland die Versorgung mit dem Energieträger sicherstellen müssen.

Kampf gegen Windmühlen?

In Europa wird derweil die Axt an das sogenannte Verbrennerverbot gelegt. Eine Phantom-Diskussion, weil E-Autos auf Sicht sowohl in Anschaffung als auch Betrieb günstiger sein dürften als Benziner oder Diesel. Und schon heute deutet sich an, dass ein ausreichend gut ausgestattetes E-Auto selbst in Europa auf Interesse stoßen wird. So ist der neue iX3 zwar erst in einer Variante vorbestellbar, füllt aber BMW bereits das Orderbuch so schnell, dass die geplante 2026er-Produktion nahezu ausverkauft ist.

Während Europa laviert und die USA gleich ganz von der Bildfläche verschwinden, kann China brillieren. Zwar sind die Chinesen im Heimatmarkt alles andere als vorbildlich in Sachen Umwelt- und Klimaschutz. Im Energiesektor geht ans Netz, was Strom erzeugt – egal ob Sonne, Wind, Kohle oder Kernkraft. Dafür liefern die Chinesen dem Rest der Welt die Technologie zur Dekarbonisierung: günstige Solarmodule und preiswerte E-Autos. Im Vorfeld der COP 30 brachte das dem Land ein Sonderlob von André Corrêa do Lago, der für Brasilien die Konferenz organisiert. Mehr Länder sollten Chinas Vorbild nacheifern, statt sich über die eigene mangelnde Wettbewerbsfähigkeit zu beschweren. Einmal mehr zeigt sich, dass das Reich der Mitte bestens aufgestellt ist, in die Lücken zu stoßen, die die USA hinterlässt. Europa sollte sich bewusst sein, dass COP 30 mehr Chancen bietet als „nur“ Klimaschutz.