Da laufen sie wieder
Notiert in Frankfurt
Da laufen sie wieder
Von Alexandra Baude
Wer glaubt, an Karneval im Rheinland jemanden im Büro erwischen zu können, hat keine Ahnung. Ähnlich verhält es sich mit dem Rhein-Main-Gebiet am Tag der J.P. Morgan Corporate Challenge (JPMCC) − bei mehr als 60.000 gemeldeten Läufern aus mehr als 2.200 Unternehmen und Institutionen. Deutsche und DZ Bank, Commerzbank, KfW und EZB stellten wieder die größten Läufergruppen, was in Verbindung mit dem entsprechenden Jubelpersonal auf leergefegte Büros schließen lässt. Zwar startet die JPMCC offiziell erst um 19 Uhr, eingeheizt wird Zuschauern und Läufern bereits ab 16 Uhr. Wobei in diesem Jahr ein Einheizen nicht notwendig war. Es kam zwar mehr Wasser von oben als wünschenswert beim Warten auf den Start, kalt war es aber immerhin nicht. Und dass der Tag feuchtfröhlich endet, war ohnehin klar.

Foto: Alex Baude
Auf der 5,6 km langen Strecke, die im Durchschnitt in 38:45 Minuten absolviert wurde, blieb auch wieder genügend Zeit für Charakterstudien. So käme manches Unternehmen bestimmt besser voran, würden sich die Mitarbeiter in der täglichen Arbeit auch nur halb so stark ins Zeug legen wie beim jährlichen Firmenlauf. Wobei hier die sportliche Performance in einigen Fällen an die Durchsetzungskraft beim Vordrängeln zur Startlinie nicht auch nur annähernd heranreichte.
Optik und Performance sind zweierlei
Der Blick über das Teilnehmerfeld zeigte zudem, dass der Tag des Laufens am 4. Juni nicht unbedingt der Tag des Modebewusstseins war. Manche Läufer waren durchgestylt ohne Ende, wobei aber Optik und Geschwindigkeit durchaus auseinanderfielen. Dann gab es diejenigen, deren Kleidung so funktional aussah, dass durchaus auf den passionierten Freizeitläufer geschlossen werden konnte. So mancher Wiederholungstäter hingegen hatte sich morgens wohl im Kleiderschrank vergriffen und das Shirt aus einem der vorherigen Jahre erwischt. Und dann gab es diejenigen, denen man schon rein optisch den Einmal-pro-Jahr-Läufer ansah. Aber Respekt, dass auch sie den Bürostuhl gegen die Laufschuhe eingetauscht haben. Gerüchten zufolge war unter Ihnen auch Jack Sparrow, der seine Black Pearl verlassen hat.

Zahlreiche Läufershirts zeugten durchaus wieder von einem gewissen Witz. Wie etwa „Schneller fertig als Du“ – gemeint waren Instant Nudeln. Manche sorgten für einen gewissen Gruselfaktor, wie „Mit uns wird selbst der Behördengang zum Marathon“. Und dass es „am Ziel ICE, ICE, Baby“ gibt, wie die Bahnmitarbeiter behaupteten, halten zumindest Berufspendler für ein Gerücht.
Dass Jugend nicht unbedingt sportlich heißt, zeigen nicht nur zahlreiche Studien. Unis, Kindergärten und sonstige bildungsaffine Institutionen waren großteils eher langsam und gehend unterwegs. Auch etliche Kliniken, Seniorenresidenzen, Magistrate und Gerichtsbarkeiten waren nicht die Schnellsten.
Die Polizei machte ihrem T-Shirt alle Ehre, auf dem voller Einsatz in allen Belangen propagiert wurde. Im übrigen auch neben der Strecke, dann aber in voller Kampfmontur. Auch diese nicht minder gut gelaunt, freundlich und hilfsbereit. Ebenso wie die Kollegen zahlreicher Rettungsdienste, die leider auch zum Einsatz kamen. Und während Rettungsgassen schnell gebildet waren, verhallten die Bitten des Moderators ungehört, man möge doch bitte nicht fürs Selfie direkt auf der Ziellinie stoppen.

Foto: Alex Baude