Nach den Regeln der Macht hat Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) alles richtig gemacht: Im Desaster um den Bundeshaushalt nach dem Urteil des Verfassungsgerichts trennt er sich demonstrativ von seinem ranghöchsten Haushälter, Staatssekretär Werner Gatzer. Einer muss schließlich verantwortlich sein. Mit dem Versuch, sich selbst zu schützen, tut er sich dennoch keinen Gefallen. Wer Gatzer kennt, weiß, dass der Haushaltssuperexperte mit der für einen Spitzenbeamten nötigen Durchsetzungskraft es trotz SPD-Parteibuchs wohl kaum an Loyalität hat fehlen lassen. Gatzer ist findig, aber nicht für krumme Sachen zu haben. Nicht zufällig haben die Vorgänger Lindners von SPD und CDU – Peer Steinbrück, Wolfgang Schäuble und Olaf Scholz – auf Gatzers Expertise gesetzt. Aus der SPD kamen schon gequälte Töne, dass die Zusammenarbeit in der Ampel durch den Abgang Gatzers erschwert werde. Dessen designierter Nachfolger, Wolf Reuter, ist ein kluger Ökonom. In die Arithmetik des Bundeshaushalts muss er aber erst noch eindringen. Gerade in der Krise kein leichtes Unterfangen.