KommentarPrivate Equity

Der Bundesliga droht die Spaltung

Gegen den Investoreneinstieg waren vor allem die Zweitligaclubs, weil vom Milliardenerlös den Top-Clubs mehr zugeflossen wäre. Jetzt droht die Aufspaltung der Zentralvermarktung. Das wird die Schere noch weiter aufgehen lassen.

Der Bundesliga droht die Spaltung

DFL

Der Bundesliga droht die Spaltung

Von Christoph Ruhkamp

Gegen den Investoreneinstieg waren vor allem die Zweitligaclubs, weil vom Milliardenerlös den Top-Clubs mehr zugeflossen wäre. Jetzt droht das Ende der Zentralvermarktung.

Es erscheint im ersten Moment verständlich: Das Vorhaben der DFL, einen der Finanzinvestoren Advent, Blackstone oder CVC für einen Milliardenbetrag an den Übertragungsrechten zu beteiligen, hat nicht die erforderliche Zweidrittelmehrheit der Bundesliga-Clubs erhalten. Die kleineren Vereine fürchteten, dass das Investorengeld vor allem den Top-Clubs zugutekommt. Denn der Teil des Geldes, der an die Vereine ausgeschüttet worden wäre, sollte – wie die Fernsehgelder bisher – nach einem Schlüssel verteilt werden, der sich nach dem sportlichen Erfolg richtet. Besonders die Vereine ab Platz 8 in der Bundesliga hätten mit dem von der DFL vorgeschlagenen Deal ihren derzeitigen Wettbewerbsnachteil zementiert. Deshalb stimmten 16 der 36 Clubs bei dem geheimen Votum nicht mit Ja.

Doch nun müssen auch die kleineren Vereine wie der FC St. Pauli mit den Folgen leben. Die DFL-Führung wollte mit dem Einstieg eines Private-Equity-Hauses zwei Schwachpunkte ausgleichen: Bei den Einnahmen aus dem Verkauf der Medienrechte an Fernsehen, Radio und Online-Medien scheint der Zenit überschritten. Bei der Vergabe für die laufende Rechteperiode bis 2025 musste die DFL zum ersten Mal seit zwei Jahrzehnten finanzielle Abstriche machen. Außerdem hinkt die Bundesliga in der Auslandsvermarktung bei Fans in Asien oder Südamerika der englischen Premier League und der spanischen Liga hinterher. Hier wollte die DFL mit einer eigenen Streaming-Plattform aufholen, in die bis zu 750 Mill. Euro fließen sollten.

Die Top-Clubs sind zu Recht sauer. Sie bringen 90% der Einnahmen aus Übertragungsrechten und hätten vom Rechteverkauf 20% an die Zweitligisten abgegeben. Durch das Platzen des Investoreneinstiegs sieht die DFL-Führung nun die Gemeinschaft der 36 Clubs schwer geschädigt. Für DFL-Interimsgeschäftsführer Axel Hellmann ist das eine „Niederlage der Zentralvermarktung“. Es droht die Spaltung der Bundesliga. DFL-Aufsichtsratschef Hans-Joachim Watzke droht bereits unverhohlen damit. Es sollte „in der nächsten Zeit niemand mehr mit Solidaritätsthemen kommen“, wettert der Geschäftsführer von Borussia Dortmund. Sein Club und Rekordmeister FC Bayern München seien bereit gewesen, viele Rechte aufzugeben und zentral vermarkten zu lassen. Kommt es zur Spaltung, geht die Schere weiter auf, als es die kleinen Vereine befürchteten.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.