Der Dollar schmiert jetzt richtig ab
Devisenmärkte
Der Dollar schmiert richtig ab
Von Werner Rüppel
EZB-Präsidentin Christine Lagarde darf sich freuen: Die Inflation in Euroland ist im Griff, und der Euro ist eine Währung, die sich über die Jahre bewährt hat, und in hellem Glanz erstrahlt. So hat sich denn die Europawährung gegenüber dem Dollar seit Jahresbeginn um rund 13% bis auf 1,16 Dollar je Euro befestigt. Milton Friedman hat nicht recht gehabt, was die Zukunft des Euros betrifft. Der Euro steht nicht zuletzt auch dank der Arbeit von seinen Gründern wie Wim Duisenberg, Otmar Issing und Jean-Claude Trichet auf solidem Grund. Das Bundesbank-Gen hat in der EZB Wurzeln geschlagen. Im Frankfurter Osten hat kein Turmbau zu Babel stattgefunden, wie manche Auguren mitunter unkten.
Powell wird beschimpft
Leitwährungen sind nicht in Stein gemeißelt, sie müssen sich vielmehr stets neu bewähren. Angesichts der Zoll- und Wirtschaftspolitik Donald Trumps und der instabilen Lage in den USA traut nun selbst Amerika dem Dollar nicht mehr. Und wenn ein renommierter Notenbanker wie Fed-Präsident Jerome Powell, der mit seiner Zinspolitik den Wert des Dollars noch verteidigt, vom US-Präsidenten beschimpft und für unfähig erklärt wird, so erinnert das an autokratische Regime der dritten Welt. Stabilität und Vertrauen schwinden in Amerika. Dazu passt dann auch die ausufernde Staatsverschuldung der USA.
Amerika traut dem Dollar nicht mehr
Nun warnt selbst J.P. Morgan vor einer Dollarschwäche. „Die US-Regierung legt mit ihrer protektionistischen Handelspolitik die Axt an den 14 Jahre dauernden US-Dollar-Bullenzyklus“, sagt Tilmann Galler, Stratege bei J.P. Morgan Asset Management. „Sollten durch weitere Maßnahmen auch der institutionelle Rahmen der USA beschädigt werden, droht der Dollar auch bei seinem Status als sicherer Hafen Schaden zu nehmen.“ Anleger sollten ob der Gefahr eines weiter abstürzenden Dollar währungsgesicherte Strategien wählen und den Euro bevorzugen.
Wenn nicht allein die ökonomischen Fundamentals gegen den Dollar sprechen, sondern auch führende US-Häuser der US-Währung nicht mehr trauen, wird die Gefahr deutlich: Der Dollar droht in den kommenden Monaten so richtig abzuschmieren.