Der echte Stresstest kommt erst 2026
Der echte Stresstest kommt erst 2026
China
Der echte Stresstest kommt erst 2026
Von Norbert Hellmann
Der Handelsstreit mit den USA ist als größte Herausforderung für Chinas Konjunkturstabilität apostrophiert worden. Tatsächlich kam es anders. Donald Trumps Attacken bringen China kaum in Verlegenheit. Schwungvolle Exporte halten die Wirtschaft genügend auf Trab, um das Wachstumsziel bei 5% erneut zu erfüllen. Entsprechend unbekümmert wirkt der Umgang der chinesischen Regierung mit einer seit Jahresmitte laufenden Konjunkturabkühlung.
Kümmerlicher Konsum
Neue Wirtschaftsdaten für November stimmen indes bedenklich. Die Einzelhandelsumsätze wachsen nur um 1,3% gegenüber Vorjahr. So kümmerlich kam Chinas Retailsektor außerhalb der Pandemie noch nie voran. Es mag Sondereffekte in Verbindung mit dem Timing von Verbrauchersubventionen und dem Onlineshoppingfestival zum Singles Day geben. Der Elefant im Raum ist jedoch der Immobiliensektor.
Hoffnungsloser Immobilienmarkt
Der Wohnungsmarkt zeigt entgegen allem von Peking gestreuten Optimismus keinerlei Gesundung. Vielmehr brechen die Wohnungsverkäufe seit Herbst wieder stark ein, während sich die Preisrückgänge erhöhen. Ganz zu schweigen von der Misere mit zweistellig sinkenden Immobilieninvestitionen. Mit China Vanke kann ein bislang zu den solidesten Immobilienentwicklern zählender Branchenriese seine Anleihen nicht mehr bedienen. Es macht sich Hoffnungslosigkeit breit, die auf Chinas Konsumentenpsyche direkt abfärbt. Dem ist mit neuen Verbrauchersubventionen und Abwrackprämien kaum ein weiteres Mal beizukommen und der Zinssenkungsspielraum wirkt eng begrenzt.
Neue Konflikte in Sicht
Die Stimulierung der Binnennachfrage ist eine Herausforderung an der sich Chinas Wirtschaftsplaner die Zähne ausbeißen. Im kommenden Jahr wird es ernst. Die Hoffnungen laufen darauf hinaus, dass anhaltend flotte Exporte das Wachstumstempo erneut absichern. Das kann ins Auge gehen. Umlenkungsmanöver der abbröckelnden US-Exporte nach Europa und Südostasien sorgen für gewaltige Spannungen und potenzielle neue Handelskonflikte. Die weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft wirkt verwundbar. Der eigentliche Stresstest steht erst 2026 ins Haus.
