Christian Olearius ist der mit Abstand einflussreichste Banker, der sich bisher vor der Justiz wegen der jahrelang betriebenen Cum-ex-Geschäfte mit immensen Schäden für den Fiskus verantworten muss. Doch das allein reicht für den enormen Presseauftrieb beim Prozessbeginn am Montag nicht aus. Der Elefant im Raum hieß Olaf Scholz. Seine Rolle beim Versuch der Warburg-Verantwortlichen, den Rückforderungen der Finanzbehörden wegen Cum-ex-Deals zu entgehen, dürfte im Prozess ausgiebig beleuchtet werden. Auf der Zeugenliste soll er indes nicht stehen, auch wenn sein Name mehr als zwei Dutzend Mal in der Anklageschrift vorkommt. Die spannendste Frage des Verfahrens bleibt jedoch: Bringt das Verfahren neue Erkenntnisse zu den Kontakten zwischen Olearius und Scholz vor sieben Jahren und dem Inhalt ihrer Gespräche? Die Erinnerungslücken des Kanzlers zu den Treffen bleiben wenig glaubhaft. Die Wahrheit in der Causa kommt quälend zäh und scheibchenweise ans Licht. Das Verfahren in Bonn könnte für ein weiteres Stückchen Transparenz sorgen. Es wäre zu wünschen.