Washington

Der tiefste Sturz seit Richard Nixon

Man muss in der US-Geschichte fast ein halbes Jahrhundert zurückblättern, bis zur Präsidentschaft Richard Nixons, um einen noch mächtigeren Politiker zu finden, der so tief abgestürzt ist wie Andrew Cuomo.

Der tiefste Sturz seit Richard Nixon

Man muss in der US-Geschichte fast ein halbes Jahrhundert zurückblättern, bis zur Präsidentschaft Richard Nixons, um einen noch mächtigeren Politiker zu finden, der so tief abgestürzt ist wie Andrew Cuomo. Als die Corona-Pandemie ausbrach und New York die höchste Infektionsrate hatte, steuerte der Gouverneur die Bevölkerung mit ruhiger Hand durch die Krise. Seine Briefings begannen immer mit demselben Satz, nach dem Muster: „Heute ist Donnerstag, der 12. August.“ Dann verlas er die neuesten Zahlen und schilderte, wie im Hause Cuomo mit der Pandemie umgegangen wird.

Der Gouverneur stieg zum Medienstar auf. Demokratische Parteifunktionäre meinten sogar, er solle als Quereinsteiger eine Präsidentschaftskandidatur in Erwägung ziehen. Vielleicht könne ausgerechnet Cuomo, der in der Krise Führungsstärke bewiesen hatte, Donald Trump den Rang ablaufen, hieß es. Dazu kam es zwar nicht, weil Joe Bidens Kandidatur nach einer Serie von Vorwahlsiegen unanfechtbar war. So oder so begann Cuomos Stern bald danach zu sinken. Seine Regierung soll die Zahl der Corona-Toten in Altersheimen untertrieben haben, hieß es. Staatsanwältin Letitia James leitete Ermittlungen ein. Dann häufte sich die Zahl junger Frauen, die unter ihm gearbeitet hatten und nun behaupteten, der Gouverneur habe sie auf unangemessene Weise berührt. Ein Vorwurf, zu dem Cuomo sagte, jeder körperliche Kontakt sei harmlos gewesen sein und habe „auf unschuldiger Zuneigung“ beruht.

Der mächtige Gouverneur kam vom Regen in die Traufe. Parteifreunde kehrten ihm den Rücken. Selbst Präsident Biden forderte ihn zum Rücktritt auf. Dann veröffentlichte die Staatsanwaltschaft einen vernichtenden Bericht, der zu dem Schluss kam, dass die Frauen die Wahrheit gesagt hatten. Nun hat Cuomo die Konsequenzen gezogen und seinen Rücktritt angekündigt, um einem Impeachment und einer wahrscheinlichen Amtsenthebung zu entgehen.

Nicht einmal Trump brauchte eine Amtsenthebung zu befürchten, weil nach beiden Impeachments, auch jenem nach dem blutigen Aufstand im Kapitol, klar war, dass die Republikaner im Senat ihn nicht verurteilen würden. Auch konnte Bill Clinton den Monica-Lewinsky-Skandal überstehen. Selbst Ted Kennedy überstand nicht nur den berühmten Chappaquiddick-Skandal um den mysteriösen Tod einer junge Frau in Kennedys Auto, sondern wurde danach sogar ein weiteres Mal in den Senat gewählt. Anders Cuomo. Hätte er nicht seinen Rücktritt angekündigt, dann hätten ihn wohl die Parlamentarier im Staat New York des Amtes enthoben. Ein ähnliches Schicksal wie den in Ungnade gefallenen Gouverneur ereilte lediglich Richard Nixon, der im Watergate-Skandal ebenfalls bis zum Ende seine Unschuld beteuerte und schließlich einer Amtsenthebung durch den Kongress per Rücktritt zuvorkam.

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Lieferengpässe und höhere Preise machen sich nicht nur bei Konsumgütern bemerkbar. Auch haben in den USA Hochzeitsplaner Mühe, mit der boomenden Nachfrage fertigzuwerden. Wie das Marktforschungsunternehmen „The Wedding Report“ berichtet, wollen sich 2022 mehr Paare das Jawort geben als in jedem Jahr seit 1984. Zu rechnen sei kommendes Jahr mit 2,5 Millionen Hochzeiten. „Es ist verrückt, wir haben manchmal an einem Wochenende drei Eheschließungen, in dem Tempo kann das nicht weitergehen“, sagt die Hochzeitsplanerin Laine Palm aus Minneapolis.

Zum Vergleich: Vor der Corona-Pandemie schlossen im Jahresdurchschnitt etwa mehr als 2 Millionen Paare den Bund fürs Leben, und im Krisenjahr 2020 waren es nur 1,2 Millionen. Viele gaben sich per Zoom-Schaltung oder anderen Konferenzleitungen das Jawort. Bemerkbar macht sich das auch in den Preisen. Das durchschnittliche Budget für eine Hochzeit wird um 3000 Dollar auf über 22000 Dollar steigen. Von Wachstum in der Branche zu sprechen wäre dennoch übertrieben, stellt der „Wedding Report“ fest. Wie in so vielen Industrien bestehe lediglich gewaltiger Nachholbedarf, und angesichts gelockerter Kontaktbeschränkungen werde sich der Nachfragestau von nun an auflösen.