Kommentar:Rendite- und Kostenziele

Deutsche Bank hat ein Glaubwürdigkeits-Problem

Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing hält an seinem Rendite- und Kostenversprechen fest. Doch Aktionäre und Analysten hegen Zweifel daran.

Deutsche Bank hat ein Glaubwürdigkeits-Problem

Deutsche Bank

Wer glaubt
denn so was?

Von Philipp Habdank

Analysten und Aktionäre kaufen der Deutschen Bank Kosten- und Rendite­versprechen nicht ab. Das Haus hat ein Glaubwürdigkeitsproblem.

Bei der diesjährigen Jahresmedienkonferenz in Frankfurt gab sich Christian Sewing kämpferisch. Der Chef der Deutschen Bank zeigte sich felsenfest davon überzeugt, dass seine Bank ihre gesetzten Ziele für 2025 erreichen wird. Beim Renditeziel von mehr als 10% betonte er lächelnd das „mehr als“. Und auch die angepeilte Aufwand-Ertrag-Quote von weniger als 62,5% hält Sewing weiterhin für erreichbar – auch deshalb, weil die Bank bei ihren Kosten flexibler sei, als viele dächten.

Nur: Der von Sewing skizzierte „stabile und belastbare“ Kostenpfad ist für Außenstehende bislang nicht wirklich sichtbar. 2023 sind die Kosten schließlich vor allem eines: gestiegen – und das nicht nur inflationsbedingt. Die zinsunabhängigen Aufwendungen legten um 6% auf 21,7 Mrd. Euro zu. Sie enthielten nichtoperative Kosten von rund 1,1 Mrd. Euro. Die Aufwand-Ertrag-Quote ist mit 75% weit von ihrer Zielmarke entfernt.

Deutsche Bank: Analysten kaufen Equity Story nicht ab

Analysten glauben im Konsens auch nicht an 10% Eigenkapitalrendite. Das fällt zugegeben auch schwer, ist sie doch im vergangenen Jahr gegenüber dem Jahr zuvor von 9,4 auf 7,4% gesunken. Und die 9,4% wurden damals auch nur dank einer Steuergutschrift erreicht, die sich 2023 nicht wiederholte. Bei den Erträgen ist die Bank zwar stärker gewachsen als geplant, war dabei aber wie alle Banken ordentlich mit Zins-Adrenalin vollgepumpt.

Da stellt sich schon die Frage, wie die Deutsche Bank bis 2025 die 10% erreichen will, wenn ihr das nicht einmal in der absoluten Zinshochphase gelungen ist? Hoffnungen ruhen sicherlich auf der im Unterhalt teuren Investmentbank. Über die zugekaufte Numis erhofft sich die Deutsche Bank in Großbritannien Zugang zu den großen Provisionstöpfen im Beratungsgeschäft. Insgesamt sollen die Erträge bis 2025 auf rund 32 Mrd. Euro steigen, was einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 5,5 bis 6,5% entspricht.

Deutsche Bank muss Kosten senken

Am Ende wird es aber vor allem über die Kosten gehen müssen. Den hohen Anstieg in diesem Jahr rechtfertigt das Bank-Management in Teilen mit bewussten Investitionen und Aufwendungen, die mittel- bis langfristig entweder eine ertragssteigernde oder kostensenkende Wirkung haben sollen. Die Bank muss trotzdem irgendwie 2,5 Mrd. Euro einsparen und die Kosten bis 2025 auf rund 20 Mrd. Euro drücken, damit Sewings Renditerechnung aufgeht. Ob das die Aktionäre langfristig überzeugt, muss sich zeigen. Fürs Erste zeigten sie sich jedoch besänftigt, wie der zeitweise um über 4% gestiegene Aktienkurs nahelegt.