Im DatenraumPatentanmeldungen 2023

Deutscher Erfindergeist regt sich wieder etwas mehr

2023 hat dem Europäischen Patentamt erneut rekordhohe Anmeldungen beschert. Vor allem Korea und China haben emsig geforscht – die USA und Deutschland aber nicht von der Spitzenposition verdrängt. Erfolgreich war auch das neue Einheitspatent in seinem ersten halben Jahr.

Deutscher Erfindergeist regt sich wieder etwas mehr

Patentanmeldungen 2023

Deutscher Erfindergeist regt sich wieder etwas mehr

ba Frankfurt

Der langjährige Trend zu steigenden Ausgaben für Forschung und Entwicklung trägt Früchte: Deutschland belegt 2023 auf der globalen Rangliste der führenden Nationen in Sachen Patentanmeldungen beim Europäischen Patentamt (EPA) Platz 2 hinter den USA. Nach drei Jahren stagnierenden Anmeldeaufkommens in Deutschland gab es ein Plus von 1,4% auf 24.966 Patentanmeldungen. Das sind 12,5% der gesamten Anmeldungen. Spitzenreiter USA steht dabei für etwa 24%. Dass im vergangenen Jahr mit 199.275 Patentanmeldungen ein neuer Höchstwert erreicht wurde, liegt vor allem an den erneut kräftig gestiegenen Zahlen aus Korea ( 21% zum Vorjahr) und China ( 8,8%). Im Euroraum taten sich vor allem die Niederlande und Italien mit Anstiegen von 3,5% und 3,8% zum Vorjahr hervor.

Unter den Bundesländern verteidigte Bayern trotz 3,0% weniger Patentanmeldungen im Jahresvergleich seine Spitzenposition, gefolgt von Baden-Württemberg ( 12,5%) und Nordrhein-Westfalen (−5,7%), die ihre Plätze tauschten. Das Dreiergespann steht für fast 70% aller deutschen Patentanmeldungen beim EPA.

Während global vor allem Patente für Gebiete wie die digitale Kommunikation, Medizin- sowie Computertechnik angemeldet wurden, betrafen die Anmeldungen aus Deutschland vor allem traditionell patentintensive Bereiche wie Elektromaschinen/-geräte, Energie, Transport sowie Messtechnik. Zugelegt haben die Fallzahlen laut dem EPA aber insbesondere in zukunftsträchtigen Segmenten wie Computertechnik (+13,5%) und Biotechnologie (+13,4%).

So folgt Deutschland auch im Länder-Ranking für die Biotechnologie den USA auf dem Fuß. Neben BASF auf Platz 8 finden sich noch vier weitere deutsche Firmen unter den 25 anmeldestärksten Unternehmen in diesem Bereich. In der Computertechnik sind es Siemens und die Fraunhofer-Gesellschaft, die Deutschland in den Top 25 repräsentieren. Die Bundesrepublik liegt hier auf Rang 3 hinter den USA und China. Siemens und BASF gehören denn auch zu den Top 10 der weltweit aktivsten Patentanmelder.

Unterrepräsentiert sind allerdings weiter die Frauen, wie auch das EPA bei der ersten Auswertung dieser Statistik selbst beklagt: So wird in 27% aller Patentanmeldungen aus Europa mindestens eine Frau als Erfinderin benannt, in Deutschland sind es nur 22%. Dabei reicht die europaweite Bandbreite von 14% bei Patentanmeldungen im Maschinenbau bis zu 50% im Bereich Chemie. Die Daten machten deutlich, „dass mehr Frauen gefördert werden sollen, um das volle Potenzial an Erfinderinnen auszuschöpfen“.

Vom neuen Einheitspatent wurde seit dem Start am 1. Juni 2023 reger Gebrauch gemacht: Darauf entfielen 17,5% aller im vergangenen Jahr erteilten europäischen Patente. Hierzulande lag die Quote bei 22,9%. Die meisten Anträge wurden 2023 von Johnson & Johnson, Siemens, Qualcomm, Samsung und Ericsson gestellt, die Fraunhofer-Gesellschaft folgte auf Platz 8.

Das europäische Einheitspatent ist eine kostengünstige und einfache Option für Patentschutz und gilt derzeit in 17 EU-Mitgliedstaaten. Der Rechtsweg kann vor dem ebenfalls neu geschaffenen, zentralen Einheitlichen Patentgericht beschritten werden.

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