Im DatenraumGleichstellung

Deutschland hinkt bei weiblichen Vorständen hinterher

Die deutsche Wirtschaft greift aus Sicht der Allbright-Stiftung derzeit wieder auf alte Muster bei der Wahl des Führungspersonals zurück. Nur jeder fünfte Vorstandposten ist in den Unternehmen der Dax-Familie derzeit mit einer Frau besetzt. Der Anteil stagnierte damit im Vergleich zum Vorjahr.

Deutschland hinkt bei weiblichen Vorständen hinterher

Gleichstellung

Deutschland hinkt bei weiblichen Vorständen hinterher

Nach wie vor nur jeder fünfte Posten weiblich besetzt – Andere westliche Industrienationen sind weiter

lis Frankfurt
Von Lisa Schmelzer, Frankfurt

Beim Frauenanteil in den Führungsgremien kommen die 160 in Dax, MDax und SDax notierten Unternehmen derzeit nicht voran. Zwischen September 2024 und September 2025 stagnierte der Anteil exakt auf Vorjahresniveau bei 19,7% in den Vorständen und 37% in den Aufsichtsräten, wie Zahlen der Allbright-Stiftung zeigen. Nach wie vor ist also nur jeder fünfte Vorstandsposten mit einer Frau besetzt. Bei den Neurekrutierungen werde wieder häufiger auf Männer zurückgegriffen, der Frauenanteil unter den neu hinzugekommenen Vorstandsmitgliedern lag vor zwei Jahren bei 37% und beträgt aktuell nur noch 20%. „Die Aufsichtsräte setzen wieder stärker auf jüngere Kopien der bestehenden Vorstandsmitglieder“, konstatiert die deutsch-schwedische Stiftung, die die Zahlen regelmäßig erhebt. „So kann Deutschland im internationalen Vergleich nicht aufholen und fällt noch weiter hinter Spitzenreiter Großbritannien zurück.“

Am besten stehen noch die 40 Dax-Konzerne da: Zumindest in den Aufsichtsräten ist mit rund 40% dort ein nahezu ausgewogenes Verhältnis von Frauen und Männern erreicht. In den Vorständen aber hinkt Deutschland anderen westlichen Industrieländern hinterher. Im internationalen Vergleich steht Großbritannien weiterhin an der Spitze (33,8%), es folgen Frankreich (31,4%), die USA (30,8%) und Schweden (27,1%). Deutschland ist mit 25,7% Vorletzter, schlechter steht zum 1. September 2025 nur Polen mit 18,8% da. „Der Rückgriff auf ganz alte Muster bei der Wahl des Führungspersonals ist ein Reflex, der schon in der Corona-Krise zu beobachten war, aber keine Strategie für den Neustart", kommentiert die Allbright-Stiftung. „Die Unternehmen brauchen jetzt die besten Köpfe an der Spitze – und das sind zur Hälfte Frauen.“