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Deutschlands prekäre Gasversorgung

Die deutschen Erdgasspeicher weisen aktuell vor dem Winter einen erschreckend niedrigen Füllstand auf. Bei kaltem Winterwetter kommen auf Deutschland hohe Zusatzbelastungen zu.

Deutschlands prekäre Gasversorgung

Die Versorgung Deutschlands mit Erdgas hat sich seit dem Ende der russischen Lieferungen per Pipeline stark verschlechtert, und mit Blick auf den kommenden Winter sieht es aktuell nicht gerade rosig aus. Nach den Daten von Gas Infrastructure Europe sind die deutschen Gasspeicher aktuell nur zu 76% gefüllt, und es wird aktuell schon Gas entnommen, denn zum Monatsbeginn waren die Vorräte etwas größer. Dies stellt ein großes Problem dar, denn Industriebranchen wie die Chemie, die in hohem Maße auf billiges Gas angewiesen sind, befinden sich im Niedergang. Im zweiten Quartal ist die deutsche Chemieproduktion im Vorjahresvergleich um nicht weniger als 5% geschrumpft. Das Ziel der EU-Kommission einer Füllung der europaweiten Gasspeicher vor dem Beginn des Winters von 90% ist zumindest für Deutschland in die Ferne gerückt. EU-weit sind die Speicher derzeit zu knapp 83% gefüllt, aber auch hier wird bereits Gas entnommen.

Rezession droht

Nun ist es zwar nicht so, dass aktuell kein LNG-Gas weltweit zu bekommen wäre. Der Markt hat sich aber als volatil erwiesen, und es wäre mit einem starken Preisanstieg zu rechnen, wenn Europa aus einer Notsituation heraus schnell größere Mengen benötigt. Im Auftrag von Uniper hat sich Frontier Economics mit dem Thema befasst und ist zu dem beunruhigenden Ergebnis gekommen, dass bei kaltem Wetter und einer Füllung der nordwesteuropäischen Gasspeicher vor dem Winter von nur 75% auf Deutschland zusätzliche Kosten durch Notkäufe von Gas von 40 Mrd. Euro zukämen. Das würde laut der Studie ausreichen, um Deutschland in die Rezession zu stürzen.

Anderweitig verkauft

Die deutsche Gasversorgung lässt sich damit weiterhin als prekär qualifizieren. In den vergangenen Jahren haben lediglich milde Temperaturen Schlimmeres verhindert. Auch langfristig ist keine Besserung in Sicht, denn das billige Erdgas von der russischen Halbinsel Jamal, das Deutschland früher erreichte, ist inzwischen über die in der Entstehung begriffenen Pipeline „Power of Sibiria 2“ nach China verkauft, es steht damit Deutschland unabhängig von der politischen Lage auch langfristig nicht mehr zur Verfügung.

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Von Dieter Kuckelkorn