Dezentes Desinteresse
Techem
Dezentes Desinteresse
Von Christoph Ruhkamp
Seit KKR, die Mutter aller Private-Equity-Firmen, im Jahr 1976 von Jerome Kohlberg, Henry Kravis und George Roberts gegründet wurde, ist die Branche für stark fremdfinanzierte Käufe (Buy-outs) von Mehrheitsbeteiligungen an relativ großen und etablierten, nicht börsennotierten Unternehmen samt anschließenden Kostensenkungen bekannt. Mit der starken Fremdfinanzierung ist dies jedoch bei hohen Zinsen schwieriger geworden, auch wenn die Zinskosten für Hochzinsanleihen und Leveraged Loans in den vergangenen drei Monaten wegen der erwarteten Zinssenkungen schon deutlich nachgelassen haben. Einen großen Milliardendeal zu finanzieren, ist jetzt noch immer deutlich schwieriger als zur Zeit des von billigem Notenbankgeld gespeisten Booms 2021/22.
Für den M&A-Markt ist das Ausscheiden von KKR aus dem Kreis der Bieter für den Heizungsablesekonzern Techem kein gutes Zeichen. Bei dem Unternehmen aus Eschborn, dem eine Bewertung von mindestens 6 Mrd. Euro nachgesagt wird, handelt es sich um den größten derzeit in Deutschland laufenden Private-Equity-Deal. Es geht zudem um ein echtes "Dual-Track-Verfahren": Auch ein Börsengang ist noch immer eine ernsthafte Alternative. Zumal das Unternehmen, das vor allem als Verbrauchsabrechner in Mietshäusern bekannt ist, mit seinen Dienstleistungen samt Digitalisierung und internationaler Expansion in zahlreichen Ländern Europas kräftig wächst und damit tatsächlich eine Börsenstory zu bieten hätte: Der Umsatz kletterte in den zwölf Monaten bis Ende Juni 2023 um mehr als 10% auf 981 Mill. Euro, das bereinigte Ebitda lag bei 472 Mill. Euro, wie aus Finanzkreisen berichtet wird.
Die Unternehmensberatung Bain geht davon aus, dass das M&A-Volumen 2024 wieder zunehmen wird, nachdem es 2023 um 15% auf 3,2 Bill. Dollar gesunken war – der niedrigste Stand seit zehn Jahren. Fremdfinanzierte Private-Equity- und Venture-Capital-Deals gingen sogar um 37% zurück. Hohe Zinsen, gemischte Wirtschaftssignale, die Kriege in Nahost und der Ukraine sowie Uneinigkeit über den richtigen Preis sind die Ursachen. Dies hat zu einem Rückstau geführt, der das M&A-Geschehen 2024 vorantreiben könnte, da Private-Equity-Firmen in den letzten zwei Jahren länger an ihren Portfoliounternehmen festgehalten haben als sonst üblich, so dass die Finanzinvestoren derzeit mehr als die Hälfte ihrer Firmen seit mehr als vier Jahren halten. Doch das dezente Desinteresse an Techem zeigt: Ein Comeback des M&A-Marktes ist alles andere als sicher – egal wie viele Deals sich aufgestaut haben.
Ein Comeback des M&A-Marktes ist alles andere als sicher – egal wie viele Deals sich aufgestaut haben mögen.