Im DatenraumFrankfurter Buchmesse

Die Belletristik belebt die Liebe zum Buch

Auf der Frankfurter Buchmesse trifft Fantasie auf Fakten: Ein Teil des Publikums erfreut sich an den Druckwerken, andere kommen des Geschäftes wegen, wieder andere zum Netzwerken. Es wird in den Messehallen auf jeden Fall wieder bunt und laut.

Die Belletristik belebt die Liebe zum Buch

Frankfurter Buchmesse

Die Belletristik belebt die Liebe zum Buch

ba Frankfurt

„Fantasie beseelt die Luft” – gemäß diesem Motto des diesjährigen Ehrengastes, den Philippinen, wird es in Frankfurt in den kommenden Tagen sehr fantasiereich zugehen, wenn die 77. Buchmesse ihre Pforten öffnet. Es geht aber auch wieder um harte Fakten und viel Geld, denn der Branchentreff ist auch ein globaler Handelsplatz. Im vergangenen Jahr etwa stand bei den 4.300 Ausstellern aus 92 Ländern zwar zumeist das Netzwerken im Vordergrund, gut zwei Drittel kamen aber auf die Messe für Produktpräsentationen und zur Kundenaquise, die Hälfte hatte den Rechte- und Lizenzhandel im Sinn. Aber auch der Ein- und Verkauf spielt eine große Rolle. In diesem Jahr darf auch das Publikum kräftig mitmischen: Der Buchverkauf ist erstmals an sämtlichen Messetagen erlaubt – und Privatleute dürfen bereits ab Freitag um 10 Uhr die Hallen stürmen.

Hoffen auf das Jahresendgeschäft

Das wird den Verlagen und dem Buchhandel in Deutschland gerade Recht kommen, denn für die ersten neun Monate dieses Jahres weist der Börsenverein des Buchhandels ein Absatzminus in den fünf Vertriebswegen von 5,1% im Jahresvergleich aus. Dank der um 2,8% höheren Preise ergibt sich ein Umsatzrückgang von nur 2,5%. Allerdings ist das Schlussquartal mit dem Weihnachtsgeschäft für den Buchhandel traditionell das wichtigste, da es für deutlich mehr als ein Drittel des Jahresumsatzes steht.

Den höchsten Anteil an den Verkäufen hat immer noch der stationäre Buchhandel – allerdings verteilt sich dieser auf immer weniger Geschäfte. Denn wegen steigender Mieten und Personalkosten sowie dem geänderten Kaufverhalten ist die Zahl der Bucheinzelhändler 2023 auf einen neuen Tiefstand mit gut 2.980 gesunken. Damit hat in den vergangenen fünf Jahren knapp ein Viertel solcher Einzelhandelsunternehmen aufgegeben, wie das Statistikamt Destatis mitteilt.

2024 schaffte der Buchmarkt laut dem Branchenverband einen Umsatz von insgesamt rund 9,88 Mrd. Euro, das waren 1,8% mehr als im Vorjahr. Die Berater von PwC dagegen weisen im German Entertainment & Media Outlook 2025-2029 einen Anstieg von 1,0% auf 8,1 Mrd. Euro aus. Wobei vor allem das Umsatzplus der digitalen Bücher von 3,5% auf 503,7 Mill. Euro „bemerkenswert“ war.

Kommen zu den Büchern noch Zeitungen und Zeitschriften hinzu, sank der Umsatz 2024 allerdings um 1,4 % auf 16,8 Mrd. Euro. In diesem Jahr dürfte es um 2,2% nach unten gehen – das wäre dann unter den von PwC betrachteten Segmenten der kräftigste Rückgang, der sich zudem in den Jahren bis 2029 fortsetzen dürfte. Weltweit ist der deutsche Markt für Bücher, Zeitungen und Zeitschriften der drittgrößte – hinter den USA und China.

Ein Verkaufsstand auf der Buchmesse in Frankfurt.
Foto: Alex Baude

Indien mit dem stärksten Umsatzplus

Auch international beruhen die Umsatzsteigerungen oftmals auf höheren Absatzpreisen, wie eine Studie von NielsenIQ BookData und GfK Entertainment zeigt. Innerhalb dieser Auswertung, in der Deutschland nicht enthalten ist, sind Frankreich und Großbritannien mit jeweils 186 Millionen bzw. 115 Millionen verkauften Büchern die größten Märkte. Sie beendeten die ersten acht Monate 2025 mit einem leichten Umsatzminus von 0,8% bzw. 0,4%. In elf der 19 untersuchten Regionen stiegen die Bucherlöse binnen Jahresfrist, allen voran in Indien (28,6%), Brasilien (10,8%), Kolumbien (9,6%) und Portugal (8,4%).

Belletristik läuft am Besten

„Die internationalen Buchmärkte blicken auf ein bislang herausforderndes Jahr zurück, das verhaltene Sachbuch-Verkäufe, aber auch stark laufende Belletristik-Genres wie Krimis und Thriller, Science-Fiction und Fantasy beinhaltet“, so das Fazit der Marktforscher. Einen wichtigen Anteil daran hätten Krimiautorinnen wie Freida McFadden. Die TikTok-Community BookTok etwa habe Science-Fiction- und Fantasy Bücher sowie Romantasy-Titel wie Rebecca Yarros‘ „Empyrean“-Reihe oder Sarah. J. Maas‘ „Das Reich der sieben Höfe“-Reihe in zahlreichen Ländern zu Bestsellern gemacht. Zu den erfolgreichsten Sachbüchern und Ratgebern, die nur in acht Ländern ein Umsatzplus erzielten, zählen etwa „Die 1%-Methode“ von James Clears oder Mel Robbins‘ „Die Let Them Theory” oder auch Biografien wie „Hoffe“ des verstorbenen Papst Franziskus oder „A Different Kind of Power“ der ehemaligen neuseeländischen Premierministerin Jacinda Ardern.

„Die Schule der magischen Tiere“ von Margit Auer war im September Spritzenreiter.
Foto: Alex Baude

In Deutschland konnte unter den Warengruppen seit Jahresbeginn allein die Belletristik punkten. Alle anderen rutschten teils kräftig ins Minus, am härtesten traf es die Sozialwissenschaften, Recht, Wirtschaft mit –12,5%. Zu den Spitzenreitern in ihren Bereichen gehörten im September das Sachbuch der Ärztin Giulia Enders „Organisch“ (Ullstein), Dan Brown mit Band 6 der Reihe um Professor Robert Langdon „The Secret of Secrets“ (Lübbe), sowie die (zumindest in dieser Ausstattung) Neuerscheinung „Die Schule der magischen Tiere Neuausgabe 16: Land unter!“ von Margit Auer (Carlsen).