Die Fußstapfen von Warren Buffett sind groß
Die Fußstapfen von Warren Buffett sind groß
Die Fußstapfen von
Warren Buffett sind groß
Greg Abel tritt als CEO von Berkshire Hathaway die Nachfolge des erfolgreichsten Investors der Welt an. Er dürfte sich mehr an Tech-Unternehmen beteiligen.
Von Werner Rüppel, Frankfurt
In den letzten Monaten seiner Amtszeit als CEO von Berkshire Hathaway hat Warren Buffett noch einmal so richtig überrascht. Denn der erfolgreichste Investor der Welt, der inzwischen 95 Jahre zählt, ist mit knapp 18 Mill. Aktien im Marktwert von 4,3 Mrd. Dollar (Stand: 30.9.) bei der Google-Mutter Alphabet eingestiegen. Damit ist Alphabet die zehntgrößte Position der Beteiligungen von Berkshire mit einem Portfolioanteil von 1,6% (Berechnungen jeweils laut valueinvesting.de).
Die größte Position bleibt Apple mit 238 Mill. Aktien mit einem Marktwert von 60,7 Mrd. Dollar, die 22,7% des Berkshire-Portfolios ausmachen. Dahinter folgen große Beteiligungen an American Express (Portfolioanteil: 18,8%), Bank of America (11,0%), Coca Cola (9,9%). Chevron (7,1%) und Occidental Petroleum (7,1%). Besonders fällt auf, dass Berkshire Hathaway, das von Buffett gesteuerte Konglomerat, seine Cash-Position massiv von rund 330 Mrd. Dollar Ende 2024 bis auf rund 380 Mrd. Dollar per Ende September ausgebaut hat.
„Großartiger Manager“
Nach rund 60 Jahren an der Spitze von Berkshire zieht sich der am 30. August 1930 in Omaha, Nebraska, geborene Buffett zum Jahresende als CEO der Gesellschaft zurück. Sein Nachfolger als Präsident und CEO von Berkshire wird der 1962 geborene Greg Abel, der seit 1999 für Berkshire arbeitet und bisher das Nicht-Versicherungsgeschäft von Berkshire geleitet hat. „Er ist ein großartiger Manager, ein unermüdlicher Arbeiter und ein ehrlicher Kommunikator“, sagt Buffett über Abel. Ab dem neuen Jahr bleibt Buffett als Chairman des Board of Directors Berkshire weiterhin verbunden. Er geht also mit 95 Jahren auch noch nicht in Rente, sondern bleibt dem von ihm aufgebautem Unternehmen treu.
Investoren fragen sich daher, ob es Abel gelingen wird, in die Fußstapfen des legendären Investors Buffett zu treten. Vor allem stellt sich die Frage, was Berkshire mit dem riesigen Cash-Bestand machen wird, welche neue Beteiligungen die Gesellschaft aufbauen wird und welchen Kurs das Unternehmen fahren wird. Vor allem: Bleibt Berkshire die Reichmacher-Aktie schlechthin, die sie in den vergangenen Jahren war?
Denn unter der Führung Buffetts, der sozusagen als Gottvater des Value-Investing gilt, war Berkshire über die Jahrzehnte phänomenal erfolgreich wie kaum ein anderes Unternehmen der Welt. So kostete eine Berkshire-Aktie 1969 gut 40 Dollar, im März 1980 dann 290 Dollar und notiert inzwischen bei 763.000 Dollar. Seit März 1980 beträgt die Performance der Aktie 263.003%, während der S&P 500 nur auf 6.454% kommt. Inzwischen zählt Berkshire mit einer Marktkapitalisierung von 1,1 Bill. Dollar zu den größten Unternehmen der USA und auch der Welt. Im Gegensatz zu Big Tech ist die Berkshire-Aktie mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von etwa 16 übrigens viel günstiger bewertet.

Buffetts Erfolg gründet auf jahrzehntelange Erfahrung und ein klares Anlagekonzept, das er mit seinem jahrelangen Partner Charlie Munger, der 2023 verstorben ist, noch verfeinert hat. So schaut sich Buffett die Unternehmen genau an und erwirbt gut positionierte Firmen mit Sicherheitsmarge, sprich zu einem günstigen Preis. Wichtig sind hohe und stabile Cashflows. Zudem investiert er nur in Unternehmen, deren Geschäftsmodell er versteht. Darüber hinaus war es Buffett stets wichtig, immer über genügend Cash zu verfügen. „In Finanzkrisen war Buffett jedenfalls immer liquide“, sagt Analyst Achim Matzke von Matzke Research. Und die sich ihm bietenden Gelegenheiten habe er dann wie in der Finanzkrise auch genutzt.
Dabei waren Buffett und sein Team in den vergangenen Jahren sehr flexibel. So haben sie zum Beispiel größere Beteiligungen an etliche Firmen aufgebaut und dann wieder ganz oder teilweise abgebaut. So haben auch die Top-Beteiligungen von Berkshire gewechselt, wobei hier lange Zeit Coca Cola vorne lag. Viele Jahre lang hat Buffett Tech-Aktien gemieden, weil er sich im Tech-Sektor nicht entsprechend auskennt, doch dann ist Berkshire massiv in Apple eingestiegen. Buffett scheut also Technologie nicht mehr, wobei Beobachter meinen, dass nicht in erster Linie Buffett selbst, sondern vor allem die beiden Investmentmanager bei Berkshire, Ted Weschler und Todd Comps, für den Kauf von Apple und den Einstieg bei Alphabet verantwortlich sind. Denn Ted und Todd würden sich bei Tech extrem gut auskennen. Immerhin haben die beiden Buffett mit diesen Tech-Investments wohl überzeugt.
Kein kultureller Bruch
Frank Fischer, CEO und CIO von Shareholder Value, gehört zu den Börsianern, die jedes Jahr zur Hauptversammlung von Berkshire nach Omaha fahren, auf der bisher Buffett beeindruckt hat. Fischer hält Abel für eine gute Wahl. „Es wird bei Berkshire keinen kulturellen Bruch geben“, ist sich Fischer sicher. „Das ist Kontinuität.“ Alle bei Berkshire würden in die gleiche Richtung denken, das sei ein sehr gut aufgestelltes Team. Der Wechsel an der Spitze könne sogar eine gewisse Chance sein.
Berkshire sei weiterhin eine wunderbare Firma, deren Kauf sich langfristig lohnen dürfte. Schon seit längerem habe man bei Berkshire einen Einstieg bei Alphabet erwogen, den aber bisher verpasst. Dass der Einstieg bei Alphabet jetzt erfolgt sei, sei ein erster Hinweis, dass Berkshire künftig verstärkt im Technologiebereich und auch mit dem Fokus KI Firmen erwerben werde. Der Cash-Bestand sei ja immens, und die Tech-Kompetenz von Weschler und Comps hoch. Auch sei Berkshire weltweit gut vernetzt, auch Zukäufe in Europa und Deutschland seien möglich. Dabei werde das Unternehmen natürlich an den Investmentprinzipien von Buffett festhalten.
Genialität geht verloren
„Berkshire Hathaway ist eine riesige Holding, die sich über die vergangenen 60 Jahre fantastisch entwickelt hat! Das ist im wesentlichen Verdienst von Warren Buffett und Charlie Munger gewesen“, sagt Ludwig Palm, Fondmanager bei Flossbach von Storch, der auch regelmäßig die Berkshire Hauptversammlung besucht und Charlie Munger sogar persönlich kannte. „Greg Abel ist zweifellos ein sehr guter Manager im Energie- und Infrastrukturbereich. Ob er es schaffen wird, Berkshires gewaltige Cash-Reserven ähnlich rentierlich zu investieren, wie Buffett und Munger das in der Vergangenheit getan haben, werden wir aber erst in zehn oder zwanzig Jahren wissen. Mit Buffetts Abschied wird jedenfalls ein weiteres „Stück“ Genialität verloren gehen – nachdem Ende 2023 Munger leider verstorben ist.“ Nichtsdestotrotz bleibt Berkshire ein erstklassiges, weil nicht zuletzt sehr gut geführtes Unternehmen.
„Eine sehr gute Wahl, ein sehr guter Manager“, erklärt auch Christian Kahler, Fondsmanager und geschäftsführender Gesellschafter bei Kahler & Kurz, zur Wahl von Greg Abel als neuer CEO von Berkshire. Abel sei bodenständig und werde nicht alles bei Berkshire grundlegend ändern. Allerdings habe Abel nicht die Aura von Buffett.
„Gute Transaktion“
Die Berkshire-Aktie stuft Kahler als attraktiv ein, ihr Kurs-Gewinn-Verhältnis von 16 liege deutlich unter der des S&P 500 von 22. Auch habe es schon Rücksetzer in dem Titel gegeben, weil Buffett bald abtritt. Den Einstieg bei Alphabet im dritten Quartal, der unter dem aktuellen Kurs erfolgt sei, wertet Kahler als „gute Transaktion“.
Und was macht nun Warren Buffet im kommenden Jahr, wenn er nicht mehr CEO von Berkshire Hathaway ist. Wahrscheinlich wird der mehrfache Milliardär weiterhin in seinem Haus in seiner Heimatstadt Omaha wohnen, das er 1958 gekauft hat. Und er dürfte auch weiterhin öfter die nahe Firmenzentrale von Berkshire besuchen. Mit 95 Jahren kann der legendäre Investor nun aber ein wenig kürzertreten.
