Die geplante „70-Prozent-Quote“ ist 100 Prozent daneben
Die geplante „70-Prozent-Quote“ ist 100 Prozent daneben
EU-Produktionsquote
100 Prozent
daneben
Von Heidi Rohde
Die Quote avanciert schon seit einigen Jahren zu einem Lieblingsinstrument deutscher und europäischer Wirtschaftspolitik. Frauenquote, Klimaquote, E-Auto-Quote erproben ihre Lenkungswirkung mit jeweils unterschiedlichem Erfolg. Das neueste Ansinnen ist nun die „70-Prozent-Quote“, mit der die EU sicherstellen will, dass kritische Güter, die im gemeinsamen Wirtschaftsraum verkauft werden, auch überwiegend dort produziert werden. Mit diesem Griff in die merkantilistische Mottenkiste soll „Made in Europe“ offenbar das industriepolitische Erfolgsmodell „Made in China 2025“ spiegeln. Hinter letzterem versteckt sich die Strategie, durch gezielte Interventionen sowie staatliche Förderung strategischer Sektoren die heimischen Fertigungskapazitäten zu steigern und die Importabhängigkeit bei Schlüsselindustrien zu verringern. Will Brüssel den gleichen Weg gehen?
Andere Ausgangslage
Dabei war die Ausgangslage in China eine vollkommen andere als in der EU. Das Land empfahl sich für europäische Unternehmen als Produktionsstandort (und wachsender Absatzmarkt) mit insgesamt niedrigem Kostenniveau, einem großen Arbeitskräftereservoir sowie einer Fülle weiterer Produktionsressourcen wie Rohstoffe und Infrastruktur. Die gezielte Industrieansiedelung verbanden die Chinesen mit einer ausgefeilten Joint-Venture-Strategie für einen Technologietransfer, der nicht nur die eigene Unabhängigkeit förderte, sondern auch ihre Wettbewerbsfähigkeit steigerte. Damit ermöglichte er den globalen Export-Feldzug, der nun die Unternehmen in der EU und andernorts in Bedrängnis bringt.
Verteuerung auf breiter Front
Dagegen erschließt sich nicht, was die EU als Hochlohnregion mit einer Fülle weiterer Kostennachteile bei Energie- und Rohstoffversorgung über Bürokratielasten und Lieferkettenengpässe mit einer „Made in Europe“-Strategie gewinnen könnte. Das Ziel, Sektoren wie Stahl-, Chemie- und Automobilindustrie zu schützen und grüne Technologien in Europa anzusiedeln, würde mit einem erheblichen Preisanstieg dieser Güter bezahlt werden müssen. Im Rest der Welt würde die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Produkte sinken. Denn Innovationsgewinne fehlen, einen Technologietransfer gibt es nicht. Statt dem Verteidigungsreflex abgehalfterter Weltmarktführer zu Lasten aller Unternehmen und Verbraucher zu folgen, sollte die EU sich lieber darauf konzentrieren, Wegbereiter neuer Technologien zu sein, welche die hiesige Wirtschaft an der Weltspitze halten.
