Notiert aufder Buchmesse

Die Jugend gibt den Ton vor

Die Buchmesse wandelt sich langsam, aber stetig. Der Jugend wird immer mehr Platz zugestanden. Das ist konsequent, da hier die größten Umsatzsprünge drin sind.

Die Jugend gibt den Ton vor

Notiert in Frankfurt

Die Jugend etabliert sich

Von Alexandra Baude

Die Buchmesse hat sich auf den Weg gemacht. Nein, keine Panik – sie will nicht dem Beispiel der IAA folgen und aus Frankfurt abwandern. Die Mainmetropole wird Buchmetropole bleiben, hat sich aber auf den Weg in die Moderne gemacht. Und das muss sie auch, denn die Lesegewohnheiten verändern sich – und das Geld wird achtsamer ausgegeben.

Dies wird an allen Ecken und Enden deutlich. Denn einerseits hat sich seit dem Neustart nach der Corona-Pandemie 2021 die Ausstellerzahl wieder verdoppelt – von gut 2.000 auf 4.300 im vergangenen Jahr. Andererseits werden seitdem die Gänge gefühlt immer breiter. In diesem Jahr sind sie sogar so breit, dass bei normaler Sehstärke das Buchangebot links und rechts nicht mehr mit einem Blick erfasst werden kann. Stattdessen muss jeder Gang zweimal abgeschritten werden. Und auch die „Relax“-Bereiche mit den meist schmalen, harten, weißen bankartigen Sitzklötzen haben an Zahl und Fläche weiter zugenommen. Bei den internationalen Verlagen geht es zwar immer noch etwas kuscheliger zu, was aber an den niedrigeren Hallendecken liegt. Doch auch hier war es schon mal voller.

New Adult füllt die Kassen

Denn die Besucher strömen zwar wieder zahlreicher aufs Messegelände, die gute alte Vor-Coronazeit ist aber immer noch in weiter Ferne. Da fragt man sich doch unwillkürlich, ob es tatsächlich so clever ist, Tickets nur noch Online feil zu bieten. Vielleicht ist das aber auch ein Zeichen der Hinwendung zu neuen, vielversprechenderen Zielgruppen: den „Jungen Erwachsenen“. Denn New bzw. Young Adult „ist das Wachstumssegment schlechthin“, wie es beim Börsenvereins des Buchhandels heißt. Stichwort #BookTok.

Die 16- bis 25-jährigen Fans erzählender Jugendbücher im Bereich Romance, wie die Gattung umschrieben wird, sind ausgesprochen lese- und buchbegeistert: Während beim börsennotierten Bastei Lübbe Verlag im Geschäftsjahr 2024/2025 der Umsatz im Segment Buch um knapp 4% auf 107,0 Mill. Euro stieg, waren es bei der New Adult Verlagsmarke LYX 14%. Auch sind ihre Leser sogar willens, sich in langen Schlangen anzustellen, um Bücher, Buchhüllen und allerlei anderes aus dem Non-Book-Bereich zu erwerben. Wenn die Optik stimmt, sind sie durchaus bereit, sogar etwas mehr für ein Buch auszugeben. Da reicht es schon, wenn es in einer Pappbox steckt, die Goodies wie Tattoos, Tassen oder sonstiges zum Buch passendes enthält. Stichwort „Unboxing“-Erlebnis.

Kein Wunder also, dass die Buchmesse diesem Publikum nicht nur erneut eine ganze Halle widmet, sondern auch den Großteil der Zeit für Signierstunden und auf der Pop-up-Bühne in der Festhalle.

Einen weiteren Schritt hin zur reinen Publikumsmesse ist die Verkaufsfreigabe von der ersten Messeminute an. Bislang war dies erst mit Einsetzen des Publikumsverkehrs gestattet. An den Fachpublikumstagen wurde davon kaum Gebrauch gemacht: „Das hat eher Eventcharakter“, heißt es bei einem Verlag. Eventcharakter verheißen auch Book Nooks, die den in der Corona-Pandemie wieder erstarkten Trend zum DIY bedienen und an immer mehr Ständen zu finden sind: Das sind kleine Dioramen, die nach 6 bis 10 Stunden Bauzeit das Bücherregal zieren.

Book Nooks: Dioramen zum selber bauen, die danach ins Buchregal wandern.
Foto: Alex Baude