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Die Kappungsgrenze im Dax steigt, ein Handicap bleibt

Die Kappungsgrenze im Dax wird im zweiten Anlauf von 10 auf 15% angehoben. Doch das Grunddefizit ist damit nicht beseitigt.

Die Kappungsgrenze im Dax steigt, ein Handicap bleibt

Dax

Hartnäckiges Handicap

Von Sebastian Schmid

Die Kappungsgrenze im Dax wird im zweiten Anlauf angehoben. Doch das Grunddefizit ist nicht beseitigt.

Im zweiten Anlauf hat es geklappt. Stoxx wird im März 2024 die Kappungsgrenzen in den Indizes Dax, MDax, SDax und TecDax von 10 auf 15% anheben. Die Index-Tochter der Deutschen Börse kommt dabei einem Wunsch der überwältigenden Mehrheit der Emittenten nach. Über 90% der befragten Corporates sprachen sich für eine Anhebung aus. Aus gutem Grund: Der 10-%-Cap ist ein echtes Handicap.

Das gilt für einzelne Unternehmen wie SAP. Das gilt aber auch für den Finanzplatz. Das einstige Schwergewicht Linde hat nicht zuletzt wegen der Kappungsgrenze die Börsennotierung in Frankfurt aufgegeben und den Dax verlassen. Und es hat sich sogar gelohnt. Erst vor wenigen Tagen wurde ein Allzeithoch markiert. Umso erstaunlicher ist, dass nur rund die Hälfte der Finanzinstitute einer Anhebung zugestimmt haben. Hier wurde offenbar aus persönlichen Motiven die Übereinstimmung mit Fonds-Richtlinien höher gewichtet als das Ziel, die grundlegende Attraktivität des hiesigen Aktienmarkts zu verbessern.

Mancher Kritiker aus der Fondsindustrie mag einwerfen, dass sich SAP doch auch mit Kappungsgrenze stark entwickelt hat. Tatsächlich ist die Marktkapitalisierung der Walldorfer seit Jahresbeginn um fast 50% auf 166 Mrd. Euro gestiegen. Das ist enorm. Allerdings ist der Konzern im Dax damit so ziemlich am Ende der Fahnenstange angelangt. Das Indexgewicht von aktuell 10,67% liegt bereits jenseits der heutigen Kappungsgrenze.

Dabei dürfte das Potenzial von Europas größtem Softwarehaus weitaus höher liegen. Der Cloud-Konkurrent Salesforce kommt umgerechnet aktuell auf einen Börsenwert von rund 200 Mrd. Euro. Der zweite große Wettbewerber Oracle bringt es sogar auf 292 Mrd. Euro. Sollte SAP bei der Bewertung zum Erzrivalen aufschließen können, würde das Unternehmen auch die neue Kappungsgrenze reißen.

Auch deshalb ist es zu begrüßen, dass die Börse die innerquartärliche Kappungsgrenze mit 20% etwas großzügiger auslegen will. Das lässt vorübergehende Ausschläge zu, die gerade im Tech-Sektor immer wieder vorkommen. So hat der Hype um generative künstliche Intelligenz die Microsoft-Aktie auf ein ganz anderes Niveau gehoben. Die Aktie, die im Januar bei knapp 230 Dollar notierte, kostet mittlerweile fast 380 Dollar. Beim Börsenwert kommt der US-Konzern mit 2,81 Bill. Dollar dem Rivalen Apple (2,98 Bill. Dollar) damit wieder sehr nahe.

Eine ähnlich astronomische Bewertung wird indes auch die neue Kappungsgrenze nicht zulassen. Das grundsätzliche Handicap hält sich daher hartnäckig. Immerhin liegt es jetzt etwas höher.

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