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Geht's auch ohne DKB?

Zum Ergebnis vor Steuern der BayernLB hat die DKB im ersten Halbjahr fast 70% beigetragen. Doch der Marktanteil der Direktbank ist auf Dauer zu niedrig.

Geht's auch ohne DKB?

BayernLB

Geht’s auch ohne DKB?

Von Joachim Herr

Der Marktanteil der Direktbank in Berlin ist auf Dauer zu niedrig für die Landesbank.

Es lässt sich trefflich streiten, ob eine Direktbank zu einer Landesbank gehören sollte. Schließlich lautet der im Landesbankengesetz festgeschriebene Auftrag für ein solches öffentlich-rechtliches Institut, die Wirtschaft mit Kapital zu versorgen, besonders den Mittelstand. Dagegen geht es nicht darum, möglichst viele Giro- und Tagesgeldkonten zu betreuen. Und Sparkassen Konkurrenz im eigenen Lager zu machen.

Stephan Winkelmeier, der Vorstandsvorsitzende der BayernLB, hat für den Ausbau der DKB jedoch zwei gewichtige Argumente auf seiner Seite: Erstens nutzt die Direktbank die Einlagen ihrer Privat- und Geschäftskunden, um die öffentliche Hand zu finanzieren, zum Beispiel Wohnungsunternehmen. Zweitens ist die DKB eine verlässliche Ertragssäule, die die Ansprüche und die Risikobereitschaft der Gesellschafter, des Freistaats Bayern und der bayerischen Sparkassen, in Einklang bringt.

Die Rolle, die die DKB für den Gewinn der BayernLB spielt, hat mit der Zinswende eine überragende Bedeutung erhalten. Zum Konzernergebnis vor Steuern von nie zuvor erreichten 877 Mill. Euro in der ersten Hälfte dieses Jahres trug die Online-Bank, die im März 1990 als erste private Bank der DDR gegründet worden war und seit 1995 zur BayernLB gehört, fast 70% bei.

Das lag auch daran, dass die DKB wie die Konkurrenten die Effekte der höheren Leitzinsen in der Eurozone erst mit erheblicher Verzögerung weitergereicht hat und sich einige Zeit lang den Speck von der EZB fast allein einverleiben konnte. Das hat sich – zum Glück für Sparer – geändert, die fetten Monate für die Direktbanken sind vorerst vorbei. So erhöhte die DKB den Zins für Tagesgeld zum 1. August von 1% auf 3,5%.

Damit die DKB auch in mageren Zeiten die BayernLB unterstützen kann, die Kapitalkosten zu verdienen, braucht sie wesentlich mehr Privatkunden als die aktuell rund 5,4 Millionen. Konzernchef Winkelmeier nennt die Zahl 12 Millionen, was dem nach seiner Kalkulation notwendigen Marktanteil von 15% hierzulande entspräche. Doch das Ziel, bis Ende 2024 ein Wachstum auf 8 Millionen zu erreichen, musste die DKB vor knapp einem Jahr aufgeben. Ohne die Akquisition von Kundenportfolien und Kartendiensten ist das nicht zu schaffen. Bisher fand sich nichts Passendes im Markt, den prestigeträchtigen Auftrag für die Miles-&-More-Kreditkarte von Lufthansa verliert die DKB sogar in zwei Jahren an die Deutsche Bank.

Trotz des aktuellen Geschäftserfolgs ist der Verbleib der DKB im Konzern der BayernLB keineswegs sicher. Öffentlicher Auftrag hin oder her, es ist richtig, dass der Vorstand privatwirtschaftliche Maßstäbe anlegt. Es geht um öffentliches Kapital.

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